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Leserbrief: Bierzauber am Brandenburger Theater

Leserbriefe
  • Erstellt: 18.03.2023 / 15:01 Uhr von René Jäck
„Voodoo – Voodoo – Voodoo ...“, in den Chorstimmen chromatisch gegeneinander ab- und aufsteigend beschwören wir, im Halbkreis sitzend, auf der bläulich-violett beleuchteten Bühne die Wirkung des zwei Akte zuvor in der Wolfsbucht gebrauten Freibiers, um kurz darauf in der Schlussszene – nach Liebes-Happy-end und Mutterglück über den wiedergefundenen Sohn – fröhlich die (oder das?) Maß haltend, die Hauptfiguren zu verabschieden. Ende – Vorhang – Applaus – Glückshormone! So kehrte der Extrachor Brandenburg am vergangenen Wochenende quasi zu seinen Wurzeln zurück – bei der Premiere und den beiden darauffolgenden Aufführungen der Operette „Hopfen und Malz“ am Brandenburger Theater, nahm er seinen Anfang doch genau dort vor 25 Jahren – „extra“ zur Verstärkung des damals noch bestehenden Opernchores.

Die Operette von Daniel Behle und Alain Claude Sulzer entstand im Jahr 2020 und fand nach ihrer Uraufführung im Januar 2023 am Eduard-von-Winterstein-Theater in Annaberg-Buchholz dank einer Kooperation beider Häuser den Weg auf die Brandenburger Bühne. Heiter-kurzweiliges Musiktheater mit spritzigen Ideen, reichlich Wortwitz und Kalauern, ohne in Klamauk abzudriften, aber auch Gesellschaftskritik, wunderschönen Arien und Duetten; Szenen mit Deichschafen, geisterhaften Bayern, Nordlichtern in Gummistiefeln und jeder Menge Requisiten bot das Stück. Davon konnten sich viele der Sängerinnen und Sänger des Extrachores bereits beim Besuch der Uraufführung im Erzgebirge überzeugen. Doch schaffen wir das auch? – fragten wir uns. Singen und gleichzeitig mimen? Mit dem richtigen Ton einsetzen und dabei die von der Regie vorgegebene Position, Haltung und Stimmung darstellen? Auf den szenenbedingt nicht immer sichtbaren Dirigenten achten, um den Einsatz nicht zu verpassen? Für einige Chormitglieder war dies immerhin das erste Theaterprojekt. Dank der langfristigen Vorbereitung und professionellen Probenarbeit unseres Chorleiters Karsten Drewing erschloss sich uns seit Januar das Stück von Mal zu Mal mehr, zuerst die Chorstücke, dann mit Klavierbegleitung die Einbettung in das musikalische Ganze, später in den szenischen Proben das Zusammenspiel zwischen Gesang und Darstellung. Wir sogen „Hopfen und Malz“ sozusagen in zunehmend stärkeren Dosen auf. Bei den Durchlaufproben mit den Gesangssolisten und den Brandenburger Symphonikern auf der Hauptbühne bekamen wir dann auch die Stimmung und Wirkung des gesamten Stückes zu spüren. Aber auch Timing war gefragt, schließlich waren während des Stückes Kostümwechsel zu absolvieren, debütierten doch einige von uns zusätzlich in kurzen stummen Rollen – als Pilger auf dem Jakobsweg oder Walzer tanzende Mönche und Piraten.

Die Probenarbeit – teils bis in die späten Abendstunden – war anstrengend. Viele von uns hatten bereits einen Arbeitstag hinter sich. Doch es hat sich gelohnt. Der Chor wurde auf der Bühne wahrgenommen, war akustisch und visuell präsent. Den Applaus des Publikums nach den Aufführungen, die durchweg positive Resonanz der Profi-Gesangs-“Kollegen“, der Theaterleitung, von Freunden und Bekannten sowie den Spaß auf, neben und hinter der Bühne haben wir genossen. Als wohltuend empfanden wir auch das faire und achtsame Miteinander zwischen den Solisten und anderen Profis und uns Laien.

Der eine oder andere Ohrwurm wird uns noch eine Zeitlang durch den Alltag begleiten. Mit einer Voodoo-Zeremonie kann man diese Gefühle wohl nicht heraufbeschwören. Der gewisse Zauber der Theaterwelt war jedoch deutlich spürbar.

René Jäck, im Namen des Extrachor Brandenburg e. V.


Bitte beachten: Meldungen in der Rubrik "Leserbriefe" geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sie sind ein persönlicher Text des jeweiligen Verfassers. Einsendungen sind unter [info@meetingpoint-brandenburg.de] mö:glich.

Bilder

Foto: Brandenburger Theater, Nadine Ohl/Mandy Hoffmann
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