Logo

Wie ist der aktuelle Stand in Sachen Altstadt-Bürgerhaus? / Verein übt Kritik an der Stadtverwaltung: "Man hält uns hin und versetzt uns!"

Stadtgeschehen
  • Erstellt: 08.04.2023 / 18:01 Uhr von cg1
Seit Monaten wird in der Stadt heiß diskutiert: Soll oder muss die Stadt den Altstädtern unter die Arme greifen um das Bürgerhaus zu retten, dem Verein vielleicht lieber ein Ausweichquartier anbieten oder sich gänzlich aus der Diskussion heraushalten, weil neue freiwillige Finanzleistungen nicht drin sind? Meetingpoint hat bei den Altstädtern nachgefragt, wie der aktuelle Stand ist, was mit den laufenden Verträgen passiert ist und ob der Verein die nun fällige Miete nicht auch selbst erwirtschaften kann?

Eine „kleine“ Vorgeschichte aus Sicht der Altstädter:
"Wir stehen seit Monaten in Verhandlungen mit der Stadtverwaltung der Stadt Brandenburg um Lösungen zu finden und eine Förderung durch die Stadt zu bekommen, bisher leider ohne Ergebnis.
Zur Zeit verfügen wir über relativ wenige Informationen über den aktuellen Stand seitens der Stadt, da man seit geraumer Zeit nicht mehr mit uns kommuniziert. Ein Gesprächstermin beim Oberbürgermeister, welcher uns bei einem Gespräch am 10. Januar diesen Jahres zugesagt wurde, fand einfach nicht statt. Unsere mehrfachen Bitten um Gesprächstermine wurden ignoriert. Eine Telefonkonferenz die für den 3.4.23 anberaumt war, fand ebenfalls nicht statt. Man hält uns hin und versetzt uns!
Sämtliche bisher vorgebrachten Argumente gegen eine Förderung sind aus Sicht des Vereines nicht schlüssig. Die Behauptung, eine Zuwendung von Fördermitteln an die Altstädter e.V. würde Begehrlichkeiten in anderen Stadtteilen wecken ist konstruiert. Die Behauptung, der Verein wäre nicht wichtig genug oder er hätte keine Strahlkraft über die Altstadt hinaus ist falsch.
Im Oktober 2021 schrieb unser Oberbürgermeister in einem Gratulationsschreiben zum 20jährigen Jubiläum des Vereins: „Liebe Mitglieder, Freunde und Förderer des Vereins „Die Altstädter e.V.", [...] [...] vor allem ein großer Dank für das vielfältige engagierte Wirken der „Altstädter" in den vergangenen zwei Jahrzehnten. Der 26. Oktober 2001 war ein wichtiger Tag für die Altstadt von Brandenburg an der Havel. Frauen und Männer, denen das kulturelle Leben in ihrem Stadtteil schon lange am Herzen lag und die schon eine Weile auf der Suche nach Möglichkeiten zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements der hier wohnenden Menschen suchten, gründeten den Verein „Die Altstädter e.V.". Mit der Organisation von eigenen kleinen und größeren Festen, der Beteiligung an Events und Veranstaltungen anderer Vereine und vielen kreativen Ideen machten die „Altstädter" schnell über die Grenzen des eigenen Kiezes hinaus auf sich aufmerksam und entwickelten sich so zu einer festen Größe in der Kultur- und Vereinslandschaft unserer Stadt. [...]

[...]Spätestens zu diesem Zeitpunkt, also vier Jahre nach der „Inbesitznahme" des aufwändig sanierten Gebäudes in der Bäckerstraße 14 durch die „Altstädter", war klar, dass sich das älteste profane Fachwerkhaus in Berlin und Brandenburg tatsächlich „zum Gravitationszentrum bürgerschaftlicher Arbeit und bürgerschaftlichen Engagements in der Altstadt" entwickelt hatte [...]
[...] Liebe „Altstädter", ich bin sicher, dass Sie auch in Zukunft gemeinsam mit vielen anderen Mitwirkenden ganz wesentlich dazu beitragen werden, dass unsere Brandenburger Altstadt noch stärker als attraktiver Ort zum Wohnen, Leben und Arbeiten wahrgenommen wird. In den vergangenen 20 Jahren haben Sie wiederholt bewiesen, dass Ihr Verein ein moderner und lebendiger- Organismus ist, der die Herausforderungen des Wandels meistert und für Neues immer offen ist. Ich wünsche Ihnen eine schöne Geburtstagsfeier und weiterhin viel Erfolg.“

Bei besagtem Gespräch am 10. Januar diesen Jahres wurde uns zugesagt, dass die Stadt noch im Februar 23 mit dem Besitzer des Hauses Bäckerstraße 14 in Mietverhandlungen trete. Vorschlag des Oberbürgermeisters gegenüber dem Vorstand unseres Vereins war es, einen 10jährigen Mietvertrag anzustreben. Über die Höhe der Miete sowie die geforderte Kaution sollte mit dem Eigentümer des Bürgerhauses verhandelt werden. Es lag ein schriftliches Mietangebot aus dem Jahr 2022 vor, die Summe war also bekannt.
Am 19. Januar 23 besichtigte der Verein auf Einladung der Stadtverwaltung, zusammen mit Mitarbeiterinnen des Gebäude- und Liegenschaftsmanagement den Ratskeller. Dem Verein wurde der gesamte Ratskeller mietfrei als neues Domizil angeboten. Dazu gab es im Nachgang mehrere interne Beratungen bei denen sich der Verein letztendlich aus guten Gründen gegen den Ratskeller als neues Vereinsdomizil entschied. Bei diesen Beratungen waren die Fachbereichsleiter Kultur Tim Freudenberg und Ruth Kiefer anwesend.
Im Jahr 2022 gab es Anstrengungen das Bürgerhaus gegen ein Objekt, welches sich in Verwaltung einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft befindet zu tauschen. Das Bürgerhaus sollte so in Besitz der Stadt gelangen und dem Verein dann für eine weitere Betreibung zur Verfügung gestellt werden.
Über Dritte wurde die Idee des Oberbürgermeisters an uns herangetragen „doch in den Fontane-Klub zu ziehen“. Über eine weitere Person wurde die Idee an uns herangetragen „doch in das Gotische Haus“ umzuziehen. Offiziell gesprochen wurde mit uns jedoch bis dato darüber nicht.
Demokratie in Aktion!
Der Kampf um das Bürgerhaus Altstadt ist ein zutiefst demokratischer Prozess, welcher von unserer Seite transparent und fair geführt wird. Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt und darüber hinaus beteiligen sich am politischen Diskurs und können mit Hilfe unserer Petition ihre Meinung äußern, sich beteiligen und mitbestimmen. (openpetition.de/!buergerhausaltstadt)
Seitens unseres Vereins gibt es diverse Aktivitäten die Öffentlichkeit zu informieren und um Unterstützung zu bitten. Demnächst wird es einen Termin mit dem RBB geben. Unter anderem wurden Schreiben an den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier (welcher einst Mitglied unseres Vereins war), an Ministerpräsidenten Dietmar Woidke und an die Staatsministerin für Kultur gesendet. Die Antworten stehen noch aus. Wir werden das Bürgerhaus nicht kampflos aufgeben und möchten auch begründen warum.
Das Bürgerhaus in der Bäckerstraße 14 in der Altstadt von Brandenburg an der Havel wird vom Verein „Die Altstädter e.V.“ seit dem Jahr 2008, auf Bitten der Stadt Brandenburg an der Havel erfolgreich, mit hohem ehrenamtlichen und bürgerschaftlichem Engagement betrieben. Die Stadt Brandenburg an der Havel suchte damals einen Betreiber, da der Plan, das Haus als Puppenbühne für das Brandenburger Theater zu betreiben, nicht realisiert werden konnte. Der Verein, damals noch ohne festes Domizil, sagte zu. Im Übrigen wurde der gemeinnützige Verein „Die Altstädter e.V.“ 2001 gegründet, besteht also schon länger als das Bürgerhaus.
Das Bürgerhaus wurde mit öffentlichen Mitteln von über 1 Million Euro saniert. Am 15. August 2023 endet die Zweckbindungsfrist für das Bürgerhaus und zeitgleich läuft der Betreibervertrag des Vereins mit der Privateigentümerin aus. Ab August möchte die Eigentümerin verständlicherweise Mieteinnahmen generieren welche wir aber nicht in der Lage wären zu tragen. Die monatlich anfallenden Betriebskosten in Höhe von ca. 1.000 € erwirtschaftet der Verein selbst und kann das auch weiterhin tun. Das bisher täglich geöffnete Bürgerhaus trägt mit den umfangreichen ehrenamtlichen Aktivitäten vieler Menschen maßgeblich zu einer kulturellen Belebung der Stadt Brandenburg an der Havel bei. Der Verein „Die Altstädter e.V.“ hat quasi unentgeltlich einen Teil des Citymanagements für die Stadt übernommen. 15 Jahre lang hat der Verein erfolgreich gezeigt, dass ein Bürgerhaus auskömmlich zu betreiben und mit Leben zu füllen ist.
Ein aktiver Verein, der 20 Jahre lang ehrenamtlich Kultur in der Altstadt für die Stadt Brandenburg an der Havel gemacht hat muss - jetzt wo er Hilfe benötigt - unterstützt werden!"

Meetingpoint: Der Verein kündigte an, Ende März Versorgerverträge und Co. kündigen zu müssen, sollte es keine Hilfe von der Stadt geben?
Die Altstädter e.V.: Das ist richtig. Wir haben natürlich Verträge für die Lieferung von Strom und Wärme. Außerdem gibt es Verträge mit Versicherungen, SAFE Wachschutz, Internetanbietern etc.

Kann der Verein nicht einfach die Miete für das Haus selbst erwirtschaften, so wie es einige Brandenburger fordern?
Es ist dem Verein leider nicht möglich, aus eigener Kraft diese Summe aufzubringen. Alle Mitglieder arbeiten im Verein ehrenamtlich. Unser Anspruch war es immer Kultur auch für Menschen zu machen, bei denen der Geldbeutel nicht so prall gefüllt ist. Unser Mitgliedsbeitrag ist ebenso sozial verträglich und daher wären 2.900€ zusätzliche Belastung nicht darstellbar. Wir haben Corona, ohne Einnahmen generieren zu können, überlebt und darauf sind wir stolz. Die laufenden Betriebskosten kann der Verein erwirtschaften. Dem Verein war es jedoch aufgrund der Zweckbindung bisher nicht erlaubt Räume gewinnbringend zu vermieten.

Wie geht es jetzt weiter? / Ist noch eine Verhandlungslösung mit dem Eigentümer in Sichtweite?
Wir haben bei Treffen mit der Stadt deutlich gemacht, dass wir finanziell nicht in der Situation sind Mietverhandlungen zu führen. Es war außerdem bis vor kurzem Konsens, dass Mietverhandlungen durch die Stadt erfolgen sollen und die Stadt uns dann das Haus zur weiteren soziokulturellen Nutzung überlässt.
Wir streben an, dass Ende April ein Antrag in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht wird. Gelder in Höhe der zukünftigen Mietkosten sollen als Förderung für den Verein „Die Altstädter e.V.“ in den Haushalt 2024 eingestellt werden. Des Weiteren soll die Stadt Brandenburg, wie ursprünglich geplant, zeitnah in Mietverhandlungen mit dem Eigentümer eintreten und einen Mietvertrag abschließen.
Wir werben diesbezüglich bei den Politikern der Stadt um Zustimmung und Unterstützung. In den Programmen aller Parteien findet sich die Förderung von Kultur und Ehrenamt, daher sind wir noch vorsichtig optimistisch.

Kommt für die Altstädter ein Umzug in ein anderes Altstadt-Objekt in Frage? Falls ja: Hat der Verein vielleicht schon etwas im Blick?
Aktuell kämpfen wir für den Erhalt des Bürgerhauses in der Form wie es die Brandenburger und die Gäste der Stadt kennen- und liebengelernt haben. Unser einzigartiges Konzept sieht eine weitere Nutzung des Bürgerhauses in der Bäckerstraße 14 vor. Die diversen Nutzer, Fachgruppen, Interessensgemeinschaften und Zirkel, die in unserem Haus seit Jahren eine Heimat gefunden haben zählen auf uns.
Natürlich schwebt das Damoklesschwert des Verlustes des Hauses immer über uns und uns ist bewusst, dass wir spätestens im Juni 23 ein Ausweichobjekt oder mindestens ein Lager benötigen.

Bilder

Quelle: Die Altstädter e.V.
Dieser Artikel wurde bereits 3.222 mal aufgerufen.

Werbung