Mit einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung erinnerten heute Ministerpräsident Dietmar Woidke, der Landtag Brandenburg, die Landesregierung, die Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur und der Generalstaatsanwaltschaft sowie Vertreter der Stadt Brandenburg an der Havel und der Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung an den Volksaufstand in der DDR vor 71 Jahren. Die traditionelle zentrale Gedenkveranstaltung fand in diesem Jahr in Brandenburg an der Havel statt, wo am 17. Juni 1953 Bauarbeiter, Beschäftige des Schlepperwerks, Arbeiter des Stahlwerks und Beschäftigte der Thälmann-Werft ihre Arbeit niederlegten.
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Insgesamt gingen rund eine Million Menschen in ostdeutschen Städten und Gemeinden auf die Straße für bessere Lebensbedingungen, Demokratie und Freiheit. In der Stadt Brandenburg war das damalige Kreisgericht, der heutige Sitz der Generalstaatsanwaltschaft Brandenburg, zentraler Ort der Proteste und wurde damals von Demonstranten gestürmt. Begrüßt wurden die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung von Generalstaatsanwalt des Landes Brandenburg, Dr. Andreas Behm.
„Es erfüllt mich mit Genugtuung, dass das ehemalige Kreisgericht einschließlich des angrenzenden Untersuchungsgefängnisses, aus dem während des Volksaufstands Gefangene befreit wurden, seit längerer Zeit die Heimat der Generalstaatsanwaltschaft des Landes Brandenburg ist und damit ein Symbol für unseren starken Rechtsstaat darstellt. Denn daraus folgt die Mahnung an die Strafverfolgungsbehörden des Landes, allen extremistischen Bestrebungen in der Gegenwart und der Zukunft mit Konsequenz und Nachdruck zu begegnen. Und so bin ich stolz darauf, in diesem Gebäude arbeiten zu dürfen“, so Behm.
In ihrer Rede erinnerte Dr. Maria Nooke, Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur, an den Aufstand vom 17. Juni 1953 bei dem es in mehr als 700 Orten in der DDR Demonstrationen für bessere Lebensbedingungen, Demokratie und Freiheit gab. Sowjetisches Militär und die DDR-Volkspolizei schlugen den Aufstand blutig nieder und mehr als 50 Menschen starben dabei. Etwa 15.000 Frauen und Männer wurden inhaftiert.
„Die Aufständischen vom 17. Juni 1953 haben einen hohen Preis für ihren Mut und ihren Einsatz für Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie zahlen müssen. Heute gilt es, diese Werte, die erst mit der Friedlichen Revolution von 1989 errungen werden konnten, zu bewahren und zu stärken und antidemokratischen Tendenzen beherzt entgegenzutreten“, betonte Nooke.
„Wir dürfen niemals vergessen, was Diktatur und staatliche Willkür bedeuten für die Freiheit, für das Leben des Einzelnen und der Gesellschaft. Hier haben im Juni 1953 mutige Bürger die Befreiung von willkürlich Inhaftierten gefordert, sie haben ihr Recht gefordert und das ihrer Mitmenschen. Heute ist dieser Ort eine Institution des Rechtsstaates, der Gerechtigkeit verpflichtet. Wir leben in einer freien Gesellschaft. Wie sehr hatten sich die Protestierenden, die in den Junitagen 1953 hier standen, nach dieser Freiheit gesehnt“, sagte die Landtagspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Liedtke in ihrer Rede.
Im Rahmen der Gedenkveranstaltung führten Mitglieder des Jugendtheaters Brandenburg eine szenische Lesung mit historischen Zeitdokumenten vor und vermittelten somit einen Einblick in die Ereignisse des Volksaufstandes in der Stadt Brandenburg. Die musikalische Umrahmung wurde durch das Blechbläserquartett der Brandenburger Symphoniker gestaltet.