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Paul Goesch wird doch noch berühmt!

Aus der Stadt
  • Erstellt: 17.07.2024 / 20:01 Uhr von Antonia Wünschmann
Am 12. Juli eröffnete in Brandenburg an der Havel eine Ausstellung, die das Leben und Werk des Künstlers Paul Goesch in den Mittelpunkt rückt. Unter dem Titel "'Ich werde berühmt!" präsentieren die Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde und das Stadtmuseum eine Schau, die in enger Zusammenarbeit mit 20 ehrenamtlichen Ausstellungsmachern entstanden ist. Auch die Theatergruppe der Otto-Tschirch-Oberschule unter der Leitung von Michelle Schmidt und Maren Werner waren beteiligt und führten zur Eröffnungsfeier ein beindruckendes Stück zu Paul Goesch auf, das den Zuschauern Gänsehaut verschaffte und das Gefühl zurückließ: Paul Goesch wird doch noch berühmt!
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Die Ausstellung "'Ich werde berühmt!' – Leben und Werk des Paul Goesch" trägt ihren Titel nicht ohne Grund. Der Name entstammt einer schlichten, aber bedeutungsvollen Bleistiftzeichnung des Künstlers selbst. In dieser Skizze porträtierte sich Goesch inmitten einer großen Ausstellungshalle, umgeben von seinen eigenen Werken und seinem prominent platzierten Namen. Die ehrenamtlichen Kuratoren erkannten die tiefgreifende Bedeutung dieser Zeichnung für Goeschs gesamtes Schaffen.

Ob Vision oder Traum, diese Darstellung offenbart Goeschs Sehnsucht nach Anerkennung und künstlerischem Erfolg. Ironischerweise wird seine Prophezeiung nun, Jahrzehnte nach seinem Tod, durch die engagierten Brandenburger Bürger wahr gemacht. Sie haben ausgerechnet diese Zeichnung zum Ausgangspunkt und Namensgeber ihrer Ausstellung gewählt, die Goeschs Werk endlich die verdiente Aufmerksamkeit schenkt.

Die Eröffnungsfeier am 12. Juli, wetterbedingt in die St. Johanniskirche verlegt, zog über 200 Gäste an und wurde von den Leiterinnen Dr. Sylvia de Pasquale und Anja Grothe moderiert. Hochrangige Vertreter aus Politik und Kultur, darunter Staatssekretär Tobias Dünow und Oberbürgermeister Steffen Scheller, würdigten in ihren Reden die Bedeutung Goeschs und der Ausstellung. Auch die Theatergruppe der Otto-Tschirch-Oberschule würdigte sein Leben durch ein emotionales Theaterstück, geleitet von Michelle Schmidt und Maren Werner.

Paul Goesch, ein talentierter Maler und Architekt, verbrachte einen Großteil seines Lebens in psychiatrischen Einrichtungen aufgrund einer psychischen Erkrankung. Tragischerweise fiel er 1940 den NS-Euthanasie-Verbrechen zum Opfer. Die Ausstellung beleuchtet nicht nur sein künstlerisches Schaffen, sondern thematisiert auch die Verfolgung psychisch kranker Menschen im Nationalsozialismus und wirft Fragen zur gesellschaftlichen Wahrnehmung psychisch kranker Künstler in der Gegenwart auf.

Die Ausstellung, die bis zum 29. September im Frey-Haus des Stadtmuseums zu sehen ist, präsentiert erstmals in Brandenburg an der Havel über 30 Originalwerke Goeschs. Sie steht symbolisch für das Streben nach einer inklusiven Gesellschaft, in der Menschen unabhängig von Behinderungen, Nationalitäten oder Krankheiten akzeptiert werden.

Die engagierte Arbeit der ehrenamtlichen Kuratoren und die breite Unterstützung der Brandenburger Bevölkerung zeigen, dass Paul Goeschs Schicksal nicht vergessen ist. Vielmehr dient es als mahnendes Beispiel dafür, dass sich die Gräueltaten der NS-Euthanasie nie wiederholen dürfen. Die Ausstellung setzt ein klares Zeichen: Kein Mensch ist falsch oder illegal. Sie ruft dazu auf, Vielfalt zu akzeptieren und zu schätzen, einschließlich psychischer Erkrankungen.

Mit dieser Ausstellung wird Paul Goesch posthum die Anerkennung zuteil, die ihm zu Lebzeiten verwehrt blieb. Sein Vermächtnis setzt ein Denkmal in Brandenburg an der Havel und erinnert eindringlich daran, dass der Weg zu einer wahrhaft inklusiven Gesellschaft noch weit ist, aber ein Ziel, für das es sich zu kämpfen lohnt.

Mehr zu Paul Goesch und der Ausstellung finden Interessierte hier: [Klick].

Bilder

Shady Darling und Tom Georgel brachten das Flair der 1920er Jahre zum Leben, die Zeit, in der Paul Goesch in mehreren Künstlerzirkeln, u.a. auch in Berlin die Goldenen Zwanziger erlebte. (c) Antonia Wünschmann
Staatssekretär Dünow zeigte sich beeindruckt von der Ausdrucksstärke, der Farbintensität und der Vielfalt der Werke Paul Goeschs. (c) Antonia Wünschmann
(c) Antonia Wünschmann
(c) Antonia Wünschmann
Oberbürgermeister Steffen Scheller freute sich über die Resonanz aus der Stadt. (c) Antonia Wünschmann
Dr. Sonja Begalke, Fachreferentin der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft hielt eine beeindruckende Rede (c) Antonia Wünschmann
Ein Teil der 20 ehrenamtlichen Ausstellungsmacher (c) Antonia Wünschmann
Die Theatergruppe der Otto-Tschirch-Oberschule unter der Leitung von Michelle Schmidt und Maren Werner (c) Mathias Frohl
(c) Mathias Frohl
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(c) Mathias Frohl
(c) Mathias Frohl
Anja Grothe (links) und Dr. Sylvia de Pasquale (rechts) führten die Gäste in der Johanniskirche durch die Veranstaltung (c) Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Fotograf Florian Reimann
Paul Goeschs Zeichnung "Ich werde berühmt" in der Ausstellung (c) Antonia Wünschmann
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