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Historisch: Als ein Major dem König die Steine klaute!

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  • Erstellt: 08.09.2024 / 18:01 Uhr von Marcus Alert
Gegen den erbitterten Widerstand des Magistrats und des Domstiftes ließ der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. im Jahre 1722 die von 1222 bis 1240 auf dem Marienberg errichtete Marienkirche und die Leonhardts-Kapelle abtragen. Ziel war die Gewinnung von Baumaterial. Denn der König hatte im Jahre 1724 die Stiftung “Großes Militär-Waisenhaus zu Potsdam” gegründet und ließ dafür bereits ab 1722 in Potsdam in Fachwerkbauweise das Militärwaisenhaus errichten.
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Es sollte als Fürsorgeeinrichtung für Kinder gefallener, verstorbener oder verarmter Soldaten dienen. Kinder zwischen sechs und 16 Jahren sollten im Christentum, Lesen, Schreiben und Rechnen unterrichtet werden und anschließend einen Beruf erlernen. König Friedrich II. ließ das Militärwaisenhaus nach Plänen von Carl von Gontard von 1771 bis 1778 neu erbauen. Es entstand ein viergeschossiges Gebäude im Stil des preußischen Spätbarocks. Es bildet einen Komplex, zu dem heute die Gebäude Dortustraße 36, Lindenstraße 34 und das Lazarett in der Breiten Straße 9 gehören.

Oberst Pini, Kommandeur der Riesegarde in Brandenburg, hatte 1722 den König überzeugt die einst so prächtige Wallfahrtskirche abreißen zu lassen. Er erzählte dem König die Geschichte über einen Schatz der Prämonstratenser – die Erbauer und Nutzer der Wallfahrtskirche -, den es unter der mittlerweile stark verfallenen Kirche geben sollte. Für den Soldatenkönig erwies sich das Abbruchunternehmen jedoch als Minusgeschäft. Der von Pini beschworene Schatz wurde nicht gefunden, die Transportkosten überstiegen den Wert des gewonnenen Baumaterials. Insgesamt konnte Johann Georg Hans Jürgen Detlef von Massow (1686 – 1761), dem Nachfolger von Pini, nur für etwa 5000 Taler Baumaterial nach Potsdam schaffen. Allerdings wurden bis heute bei Sanierungsarbeiten des Militärwaisenhauses keine Klosterformatsteine entdeckt.

Massow, seit 1718 Major und ab 1733 Oberst des Königsregiments – der sogenannten Riesengarde -, soll für den Bau seines Stadthauses im Jahre 1723 auf die Steine der Marienkirche zurückgegriffen haben. Sein damaliges Wohnhaus - Wohnsitz aller Regimentskommandeure der 1713 bis 1739 in der Stadt stationierten Langen Kerls - ist das heutige Heimatmuseum in der Ritterstraße, das 1751 vom König zum Freyhaus erhoben wurde. Bei Umbau- und Renovierungsarbeiten im Jahre 2006 im Frey-Haus wurden Steine geborgen, die die Maße des sogenannten Klosterformats aufweisen. Und nicht nur das. Auch sein in Richtung Brielow vorgelagerter Landsitz, die Massowburg, soll damals ebenfalls aus Steinen der Abrissmasse gebaut worden sein. In den letzten Tagen des 2. Weltkrieges wurde das Vorwerk des Oberst von Massow zerstört. Der Strand „Massowburg“ erinnert noch an das verschwundene Landgut. Ein weiterer Teil der Abbruchmasse wurde übrigens zur Verfestigung der Plauer Chaussee ab dem Plauer Torturm im weiteren Zuge der Bundesstraße 1 nach Magdeburg verwendet.

Bilder

Das Freyhaus in der Ritterstraße um 1900. / Repro: Alert
Der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. ließ die Marienkirche abreißen. / Repro: Alert
Die Marienkirche wurde von Garceus so festgehalten. / Repro: Alert
General Hans Detlef von Massow. / Repro: Alert
Das Große Militärwaisenhaus in Potsdam. / Foto: Alert
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