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Bertolt Brecht hätte sich bestimmt auch über das von den Akteuren aufgestellte Programm gefreut. Dabei spannten die Schüler einen großen Bogen von der vergangenen Zeit, aus dem Leben und Wirken Brechts, bis in die aktuelle Zeit und verpackten das in verschiedene Darstellungen. Begleitet von mehreren Musikstücken. Beeindruckend war dabei die Auseinandersetzung mit Bertolt Brechts Leben selbst, aber auch die Modenschau im Wandel der letzten 60 Jahre oder die Interpretationen zu den dazugekommenen Sprachfächern Spanisch und Latein. Selbst „Let´s Dance“ kam mit humorvollen Seitenhieben zur Aufführung.
So wurde ein gut eineinhalb-stündiges Programm aufgeführt, das dem Gymnasium und der Kreativität der dort Lehrenden und Lernenden durchaus gerecht wurde. Am Freitag wird dann von den Schülern im Haus der Offiziere (HdO) ordentlich Geburtstags-Party gefeiert und wie zu erfahren war, waren wohl die Karten dafür am schnellsten ausverkauft.
Aber auch Reden durften nicht fehlen. So ließ es sich Oberbürgermeister Steffen Scheller nicht nehmen, an beiden Veranstaltungen teilzunehmen und sein Grußwort persönlich vorzutragen. Darin spannte er den Bogen von der Eröffnung der damaligen Bertolt-Brecht-Oberschule bis zum heutigen Gymnasium mit immer noch dem gleichen Namen.
Das Stadtoberhaupt sprach davon, dass das Jahr 1964 ein Jahr voller bedeutsamer Ereignisse, nicht nur in der Stadt selbst war. Auf seiner Zeitreise erinnerte er daran, dass 1964 der Deutsche Bundestag der Gründung der Stiftung Warentest zustimmte. Die Beatles führten mit fünf Singles auf den Plätzen 1 bis 5 die US-amerikanischen Hitparade an und Sidney Poitier erhielt als erster schwarzer Schauspieler einen Oscar als bester Hauptdarsteller. Außerdem veröffentlichten die Rolling Stones ihr erstes Album.
Aber es gab auch andere bedeutsame Ereignisse. So konnte Rentnern aus der DDR ab dem 9. September 1964 Reisen in die BRD und nach West-Berlin zum Besuch von Verwandten genehmigt werden. Nicht zuletzt passierte in diesem Jahr auch einiges in der Havelstadt selbst. So wurde in der Altstadt am 12. März das Weinrestaurant „Wein-ABC“ eröffnet. In der Bahnhofsvorstadt, an der Werderstraße, wurde mit dem Abbruch der einstigen „Corona Fahrradwerke“ begonnen, die Plauer Einwohner erhielten ein neues Lichtspieltheater und in der GutsMuthsstraße eröffnet eine neue Kinderkrippe.
Direkt im Stadtteil Nord wurde im Mai 1964 ein Großkran vom Typ Rapid V2 aufgestellt, mit dessen Hilfe die ersten Wohnblöcke aus Großplatten entstanden. Zuvor war bereits seit Beginn der Errichtung des neuen Stadtteiles am 21. Juli 1959 in der Brielower Straße die Großblockmontage angewendet worden. Der neue Stadtteil Nord schoss damit sprichwörtlich aus dem Boden und Brandenburg-Nord war im Jahr 1964 eine wahre Boomtown. So entstanden 50 Prozent aller zwischen 1949 und 1973 in Brandenburg an der Havel errichteten Wohnungen im Stadtteil Nord. Und die Reihe der Aufzählungen war noch viel länger.
Aber es entstanden nach und nach auch drei neu geschaffene Schulstandorte. Von der 1971 gebauten Hans-Beimler- und Heinrich-Rau-Schule sei allerdings nur noch die Hälfte als Oberschule Nord vorhanden. Die bereits davor im Jahr 1967 eingeweihte Fritz-Weineck-POS ist nach der Wende zur Konrad-Sprengel-Schule geworden. Doch die erste Nord-Schule ist ein Maß an Beständigkeit, wurde 1964 eingeweiht und trage noch heute den Namen Bertolt Brecht.
Nach der Wende 1991 war aus der Polytechnischen Oberschule ein Gymnasium geworden, das 2008 mit dem Märkischen Gymnasium „Friedrich Grasow“ aus dem Stadtteil Hohenstücken zusammengelegt wurde. „Ein Beleg für die Beständigkeit der Schule findet sich übrigens auch in der Leitung der Schule, die seit 1994 in den Händen von Dr. Uwe Schröder lag. Die Direktorenstelle hatte er bis zu seinem Ausscheiden im Jahr 2022 inne. Aber klar, auch er wurde immer tatkräftig und engagiert von seinem Team unterstützt, zu dem auch Anja Peter, die seit 2022 die Schule leitet, schon länger gehörte“, so der Oberbürgermeister in seinem Grußwort.
Besonders herzliche und dankbare Worte fand Schulleiterin Anja Peter in ihrer Festrede. „Ich möchte mich bei allen bedanken, die in den vergangenen Jahren dafür sorgten und sorgen unsere Schule zu dem zu machen, was sie heute ist. Ich möchte mich auch bei den Schülern bedanken, die den Alltag mit Leben und Lachen erfüllen. Auch den Eltern möchte ich Danke sagen. Denn sie unterstützen uns in unseren pädagogischen Arbeit. Ich kann wirklich sagen, mein Team gibt immer alles, auch wenn die Kräfte manchmal wirklich aufgebraucht sind“, so die Schulleiterin.
In ihrer Festrede blickte sie auch auf die vielen Aktivitäten in der Schule zurück und betonte noch einmal die vielen Arbeiten, die in den letzten Jahren an der Schule selbst ausgeführt wurden, um das Gymnasium für die nächsten Jahre baulich fit zu halten. Dabei war einer der Höhepunkte die Einweihung der neuen Mensa im Januar des Jubiläumsjahres. Eine Investition von 1,6 Mio. Euro.
Bereits 2013 wurde das Umfeld der Schule neu gestaltet und so die Anbindung an die Mitte von Nord sichtbar. Seit 2021 sind rund 700.000 Euro in die Wärmedämmung und Fassade der Vorderfront und des rechten Seitengiebels sowie in die Neugestaltung der Außenanlagen geflossen. Weitere rund 360.000 Euro werden gegenwärtig in die Fassadensanierung auf der Nordseite des Haupthauses sowie in Dämmung der obersten Geschossdecke investiert.