Logo

Als Brandenburg dem Kaiser zujubelte

Historisches
  • Erstellt: 14.11.2024 / 20:01 Uhr von Marcus Alert
Ende Mai 1912 besuchte Kaiser Wilhelm II. die Stadt Brandenburg. Anlass war die 500-Jahr-Feier der Hohenzollern, die 1412 als Markgrafen erstmals die Mark Brandenburg betreten hatten. Am 22. Juni 1412 öffneten ihm Alt- und Neustadt damals ihre Tore. Nachdem es am Vorabend noch geregnet und gewittert hatte, entwickelte sich der 30. Mai zu einem geradezu prächtigen Tag, herrschte Kaiserwetter. Pünktlich um 10 Uhr fuhr das kaiserliche Automobil vor der St. Katharinenkirche vor.

Der Generalsuperintendent Paul Koehler hielt die Weihpredigt, wurde die Kirche nach Sanierung inklusive der neuen und von Otto Linnemann aus Frankfurt/Main geschaffenen farbigen Glasfenster, die allerdings 1945 weitgehend zerstört wurden, wiedereingeweiht. Aus dieser Zeit stammen auch die nicht mehr funktionierende Heizung, das Gestühl und die Kirche wurde elektrifiziert. Anschließend ging es weiter zum Altstadt Markt. Dort enthüllte der Kaiser das Reiterstandbild seines Vorfahren Friedrich I., der einen Brunnen bekrönte. Die dafür benötigten 50000 Mark brachten die Bürger durch Spenden auf. Brandenburgs Oberbürgermeister Hugo Dreifert ergriff genauso das Wort wie der Schöpfer des Kurfürstenbrunnens, Professor Ludwig Manzel. Der 8,20 Meter hohe Brunnen wurde unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg beseitigt. Zumindest die vier Bronzefiguren des Brunnensockels wurden geborgen und befinden sich heute im Heimatmuseum.

Die Dächer rund um den Altstadt Markt waren zur Hohenzollernfeier weitgehend abgedeckt. Das veranlassten die Hausbesitzer, die auf ihren Dächern kleine Tribünen errichteten und die Plätze teuer verkauften. Viele Brandenburger wollten wenigstens einmal einen Blick auf den Hohenzollern-Kaiser erhaschen. Auch auf dem festlich geschmückten Platz wurden zwei Tribünen aufgebaut. Und nicht nur die Brandenburger wollten den deutschen Kaiser bejubeln. Die Städtebahn stellte für diesen Tag Sonderzüge aus Rhinow und Treuenbrietzen nach Brandenburg zur Verfügung.

Durch das Portal in der Schusterstraße betrat Wilhelm – er hatte die von dort gut sichtbare Ausmalung der Fensternischen gesponsert - danach das Altstädtische Rathaus, das im Vorfeld komplett saniert worden war. Dabei war auch der graue Putz entfernt worden, so dass die Fassade wieder in alter Schönheit erstrahlen konnte. Im Inneren trug sich der Kaiser in das Goldene Buch der Stadt ein, ehe es auch noch Kontakt mit den Bürgern gab. Die Kleidung für die Teilnehmer der Feier war vorgeschrieben. Die Männer mussten einen Überrock, einen dunklen Schlips und einen hohen Hut tragen. Gegen 12 Uhr reiste der Kaiser schließlich wieder ab.

Um 15.30 Uhr startete an der Kaserne Magdeburger Straße der historische Festumzug. Vor den 895 Teilnehmern, darunter waren allerdings auch 170 Reiter, stand ein Gewaltmarsch. Denn über Alt- und Neustadt ging es zum Bahnhof und von dort zurück über die Steinstraße zur Musterwiese, dem heutigen Werner-Seelenbinder-Sportplatz. Sechs Gruppen zeigten die Geschichte der Stadt, ehe dann der Einzug des Burggrafen Friedrich von Hohenzollern in die Stadt an der Reihe war. Anschließend feierte das Volk auf der Musterwiese, während sich die Prominenz zur gleichen Zeit im Altstädtischen Rathaus einfand. Dort fand ein Festmahl für 244 Personen statt.

Bilder

Vor der St. Katharinenkirche war auch eine Ehrenkompanie angetreten. / Foto: Archiv Alert
Vor der St. Katharinenkirche wurde der Kaiser begrüßt. / Foto: Archiv Alert
Die Brandenburger verfolgten begeistert die Einweihung des Kurfürstenbrunnens./ Foto: Archiv Alert
Am Nachmittag fand dann der historische Festumzug statt. / Foto: Archiv Alert
Dieser Artikel wurde bereits 5.970 mal aufgerufen.

Werbung