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Leserbrief: Lasst die Jukufa in Ruhe – Eine Liebeserklärung an die kulturelle Vielfalt und den gesunden Menschenverstand

Leserbriefe
  • Erstellt: 20.12.2024 / 07:35 Uhr von Alexandra Wilke
Als frisch zugezogene Wahl-Brandenburgerin, die seit einigen Jahren regelmäßig künstlerisch in Ihrer Stadt tätig ist, mache ich mir heute mal die Mühe, ein paar Worte zu Papier zu bringen. Warum? Weil ich besorgt bin. Besorgt um die kulturelle Vielfalt in einer Stadt, die eigentlich so viel Potenzial hat. Besorgt um die Zukunft der Jugendkulturfabrik (Jukufa), dieses lebendige Herzstück der Jugend- und Kulturarbeit in Brandenburg. Ich selbst habe meine Laufbahn als Theaterregisseurin und Liedermacherin in einem soziokulturellen Zentrum begonnen. Solche Orte sind nicht nur Rückzugs- oder Partyräume, sie sind Startbahnen: … 
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... für Ideen, Projekte und manchmal sogar Lebensläufe. Seit drei Jahren unterstützt die Jukufa mich und meine Kollegen bei unserem Balkontheater der WBG in Hohenstücken mit Technik und Gastro. Ohne sie hätte die Nachbarschaft dort oben deutlich weniger zu lachen.

Und jetzt lese und höre ich von Diskussionen über die Zukunft der Jukufa? Ernsthaft? Ich finde in Zeiten, in denen alles knapp wird, sollte eine Stadt ihre kulturellen Juwelen unterstützen, nicht attackieren.

Die Jugend braucht diesen Ort – nicht nur, um kreativ zu sein, sondern um überhaupt eine Perspektive zu haben. Wo sollen sie sonst hin? Netflix-Binge-Watching und Shisha-Bar kann keine langfristige Lebensstrategie sein. Die Jukufa gibt Jugendlichen Raum zum Wachsen und Lernen in Gemeinschaft. Das sollten wir uns leisten können.

Keiner macht es wie die Jukufa.
Zeigt mir eine andere Institution in der Stadt, die Konzerte, Lesungen, Chorsingen, Kunstworkshops, Sozialarbeit und niedrigschwellige Jugendarbeit unter einem Dach vereint. Spoiler: Gibt’s nicht. Wer glaubt, das könne irgendein anderer Träger oder gar eine Behörde auffangen, hat noch nie versucht, mit einem Amtsformular ein Konzert zu organisieren.

Ich finde: Wer die Jukufa angreift, spart an der falschen Stelle.
Die Arbeit der Jukufa ist Prävention: Sie bewahrt Jugendliche vor Isolation, Orientierungslosigkeit und ideologischen Einflüssen, die wir nicht beim Namen nennen wollen. Mal ehrlich: Es ist günstiger, in Jugendkultur zu investieren, als später die sozialen Schäden zu reparieren. Oder wollt ihr es auf teure Therapeuten und gelangweilte Beamte abwälzen?

Die Jukufa macht Brandenburg sexy.
Klingt provokant, ist aber wahr. Ihre Veranstaltungen locken nicht nur junge Menschen aus der Region, sondern auch Besucher von weiter weg an. Das ist gut fürs Stadtimage und – Überraschung! – auch für die lokale Wirtschaft. Klar, Brandenburg hat Charme, aber ohne Jukufa? Da bleiben wir kulturell auf dem Trockenen.

Die Jukufa ist ein Versprechen.
Die Jugend will Räume, keine Hindernisse. Will Perspektiven, keine Verwaltungsakte. Eine Stadt, die ihre Jugendkulturfabrik schwächt, schwächt sich selbst. Wer in die Jugend investiert, investiert in die Zukunft. Klingt kitschig, stimmt aber. Also, auf geht's!

Idee:
Lasst doch die Jukufa einfach machen, wofür sie da ist: Junge Menschen stärken, kulturelle Vielfalt fördern, Brücken bauen. Statt zu überlegen, wie man sie schwächen könnte, überlegt mal, wie man sie besser unterstützen kann.

Setzt doch ein Zeichen: Erklärt die Jukufa zur unverzichtbaren Institution dieser Stadt. Stärkt sie, fördert sie und – vor allem – lasst sie in Ruhe arbeiten. Brandenburg an der Havel braucht die Jukufa. Und wenn ich das als Neuankömmling schon erkenne, solltet ihr das erst recht können.

Mit hoffnungsvollen Grüßen,
Alexandra Wilke
Theaterregisseurin, Liedermacherin und Fan der Jukufa


Bitte beachten: Meldungen in der Rubrik "Leserbriefe" geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sie sind ein persönlicher Text des jeweiligen Verfassers. Einsendungen sind unter [info@meetingpoint-brandenburg.de] möglich.
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