Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, als politisches Oberhaupt der Stadt, in der mehrere hundert der von unserem Allgemeinen Studierendenausschuss vertretenden Studierende lernen und zum großen Teil leben, wenden wir uns mit diesem offenen Brief an Sie mit einem für uns fundamentalen Anliegen. Das kulturelle Angebot für junge Menschen in Brandenburg an der Havel, gerade abends und an den Wochenenden, ist äußerst begrenzt. Neben dem studentisch betriebenen IQ-Keller gibt es in der Stadt nur einen Ort, der mit einem eigenen, ansprechenden, konstanten Programm aufwarten kann: das Haus der Offiziere (HdO).
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Über die Jahre sind zwischen dem HdO und den Brandenburgischen Studierenden zahlreiche Verbindungen entstanden. Mit „Party Hearts“ und der „Tonotopie“ konnten wir mehrere gemeinsame Partyveranstaltungen etablieren und mitunter über Jahre veranstalten – bis heute. Das HdO ist der wichtigste Ort, wenn es darum geht, als junger Mensch in Brandenburg Konzerte zu besuchen – es hat sogar geschafft, große Künstler wie die Antilopengang, die sonst nur vor riesigen ausverkauften Konzerthallen spielt, in die Havelstadt zu holen. Bekannte DJ-Namen legen regelmäßig auf Partys des HdO in Brandenburg auf. Im Rahmen der „Volxküche“ haben wir im HdO zusammen gekocht, während Covid mit Masken, und haben das Essen dann einzeln nach Hause geliefert, weil wir nicht gemeinsam essen konnten. Zahlreiche Semesterabschlüsse haben wir dort gefeiert, Quiz-Abende verbracht, und wenn es Dienstagabend einmal langweilig wird in Brandenburg an der Havel, dann geht man ab 20 Uhr zum offenen Tischtennis und Austausch ins HdO.
Aus gutem Grund und mit bestem gewünschtem Erfolg hat die Stadt das HdO bisher institutionell unterstützt. Nun zielt ein Antrag der AfD etwas verklausuliert darauf ab, die institutionelle Förderung zukünftig zu streichen. Begründet wird das u.a. damit, finanzielle Ressourcen „punktgenau und bedarfsgerecht“ einsetzen und ein „breit bestehendes Angebot“ erreichen zu wollen. Es solle geprüft werden, ob vergleichbare Angebote in der Stadt sind. Aufgrund verschiedener Signale sind wir besorgt, dass die CDU-Fraktion in der SVV erwägen könnte, diesen Antrag zu unterstützen.
Als die Vertretung junger Studierender in Ihrer Stadt sind wir schockiert und fassungslos über den Vorstoß der AfD. Er entbehrt der Lebensgrundlage eines jeden jungen Menschen und trägt unmittelbar zur Schwächung der eh schon angespannten Situation für die Jugend in Brandenburg bei. Wir - diejenigen, um die es in dem Antrag gehen soll – sagen Ihnen öffentlich und mit Nachdruck, dass wir uns keine punktgenauere und bedarfsgerechtere Unterstützung unserer Brandenburgischen Lebensrealität vorstellen können als die des breiten, bunten Angebots des HdO. Das HdO ist für uns ein einmaliger Ort.
Deshalb bitten wir Sie: Stellaen Sie und die CDU sich gegen diesen Angriff auf die Situation junger Menschen in unserer Stadt. Lassen Sie nicht zu, dass der RE1 nach Berlin die einzige Option für Kultur im Leben des Nachwuchses wird. Demonstrieren Sie auch weiterhin, die Lehren der Vergangenheit, die uns die Gedenkstätte am Nicolaiplatz gegenüber unserer Hochschule plastisch verkörpern, ernst zu nehmen und hinter einer demokratischen Brandmauer keinen Platz zu lassen für jede Form der politischen Einflussnahme rechtsextremer Kräfte. Lassen Sie uns zusammenstehen! Bitte stimmen Sie und die CDU in der SVV gegen diesen Antrag, schützen Sie das HdO und unser Leben in der Stadt!
Vielen herzlichen Dank.
Mit freundlichen Grüßen im Namen der Studierenden der MHB
Jan Auswitz, Vorsitz
Ruth Rehfeld, Stv. Vorsitz
Jonas Hoffmann, Finanzen
Sebastian Bayer, Finanzen
Madeleine Hanley, Beisitzerin
David Lenz, Beisitzer
Allgemeiner Studierendenausschuss (AStA)
Studierendeninitiative an der MHB e.V.
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