Harry von Rochow soll einen angeborenen Pferdeblick gehabt haben. Wie auch seine Vorfahren züchtete der Reckahner Gutsherr Warmblutpferde. Und der Oberleutnant der Kavallerie konnte ganz offensichtlich auch sehr gut reiten. Denn 1912 bei den Olympischen Spielen in Stockholm gewann er mit seinem Pferd „Idealist“ sowohl im Einzel als auch im Team Silber im Vielseitigkeitsreiten. Der damals 31-jährige Rochow gehörte seinerzeit zur Reitsport-Elite und begründete mit den guten Ruf, den Deutschland noch heute im Reitsport genießt.
Schon früh wurde der mittlere Sohn des Reckahner Gutsherren Hans von Rochow und dessen Frau Viktoria von Olearius auf die Militärschule in Waldstedt geschickt. Er machte schnell Karriere. Aufgrund seiner Olympiamedaillen berief ihn Kaiser Wilhelm II zum Leiter seines Marstalles in Potsdam. Als allerdings 1914 der 1. Weltkrieg ausbrach, kam er an die Ostfront, wo er einen Lungenschuss erlitt.
Obwohl er acht Stunden bei eisiger Kälte im Schnee lag, ehe er geborgen wurde, überlebte er in einem Kriegsgefangenenlager. Von dort floh er und kam im Frühjahr in Reckahn an. Nach dem Krieg wurde er, nach dem Tod seines Vaters, der neue Reckahner Gutsherr. Auch, weil sein älterer Bruder Wichard bereits im ersten Kriegsjahr mit einem Kampfflugzeug tödlich abgestürzt war. Harry heiratete zugleich Hertha von dem Hagen, die Witwe seines Bruders und zugleich Besitzerin von Gollwitz bei Brandenburg.
Beide lebten im Schloss Gollwitz, wurde Reckahn nur noch als Sommersitz genutzt. Hauptschwerpunkt der Tätigkeit des Gutsherren war die Zucht von Trakehnern. In Gollwitz betrieb das Ehepaar außerdem Milchviehwirtschaft und in Reckahn gab es einen Schweinemastbetrieb. Hinzu kamen große landwirtschaftliche Flächen, die zum Teil verpachtet waren. Beide Güter wurden von Inspektoren verwaltet. Als im Jahre 1929 das Gollwitzer Schloss abbrannte, siedelten die Rochows für die Zeit des Neubaus nach Reckahn über.
Im Jahre 1937 verschlechterte sich der Gesundheitszustand von Harry von Rochow. Seine Kriegswunde eiterte. Hinzu kam Lungenkrebs. In den letzten Kriegstagen schlug sich Harry von Rochow von Gollwitz nach Reckahn durch. Dort wurde er jedoch von russischen Soldaten gefangengenommen. Nach anderthalb Tagen kam er, durch Bajonettstiche schwer verletzt, zurück nach Reckahn und wurde sofort in das Brandenburger Krankenhaus geschafft. Doch erholte sich der letzte Reckahner Gutsherr nicht mehr und starb schließlich am 17. August 1945. Er wurde im Reckahner Erbbegräbnis beigesetzt.