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Mindestens acht Ein-Mann-Bunker in Brandenburg und Umgebung

Historisches
  • Erstellt: 07.02.2025 / 20:01 Uhr von Marcus Alert
Die kleine Gemeinde Reckahn hat mehr als nur ein Schloss mit Rochow-Museum und das alte Schulhaus mit historischem Klassenzimmer oder eine Steinpyramide zu bieten. Auch ein Bunker ist am Ortsrand zu entdecken. Allerdings nur ein Ein-Mann-Bunker, eine sogenannte Splitterschutzzelle. Die wurden zwischen 1941 und 1945 tausendfach in Serie hergestellt. Das Beton-Bauwerk steht heute in der Nähe seines Originalstandortes: Unweit des Reckahner Bahnhofes.

Und bei Bahnhöfen wurden sie im 2. Weltkrieg sehr häufig aufgestellt, fand darin im Falle eines Luftangriffes der Bahnhofs-Mitarbeiter Schutz. Bahnlinien wie die der Brandenburgischen Städtebahn waren schließlich häufig Ziele der alliierten Bomber. Auch am Altstadt Bahnhof in Brandenburg ist eines dieser Bauwerke noch erhalten. Die kleinen Bunker schützten allerdings nicht bei direkten Treffern, aber konnten den Schutzsuchenden zumindest vor Splittern bewahren.

Auch bei Gasangriffen war der Bunker nutzlos, waren die Bahnmitarbeiter aber in der Regel mit Gasmasken ausgestattet. Die Nutzung war unterschiedlich. So dienten die noch erhaltenen Ein-Mann-Bunker auf dem Arado-Gelände sowie am Flugplatz Briest als Unterschlupf für die Gelände-Wachen. Die vier Bauwerke bei der Neuendorfer Fähre dienten als Wachbunker für die dortige hölzerne Fußgängerbrücke. Übrigens konnten sich auch Privatpersonen diese Bunker zulegen.

Der Reckahner Bunker wurde durch den Baukonzern Dyckerhoff & Widmann AG gefertigt. Kurzform ist Dywidag. Unter dieser Bezeichnung ist der Baukonzern auch heute noch tätig. Während des 2. Weltkrieges mussten KZ-Häftlinge viele Arbeiten in diesem Baukonzern ausführen. Die Ein-Mann-Bunker wurden damals in Serie hergestellt. Es gab aber mehrere Modelle. Der in Reckahn hat eine Wandstärke von 15 Zentimetern, ist 2,30 Meter groß, innen allerdings nur 1,80 Meter. Die verriegelbare Tür hat die Abmaße 60 mal 80 Zentimeter. Und die Bunker verfügten auch über Sehschlitze. Die Bauwerke waren im Fundament fest verschraubt.

Auch die Ein-Mann-Bunker fielen 1945 unter den Entmilitarisierungs-Befehl. Allerdings war die Beseitigung aufgrund der massiven Bauweise sehr schwierig. Und so ging man wohl nicht nur in Reckahn den leichten Weg und verbuddelte kurzerhand den Bunker. Als im Dezember 2003 der letzte Zug den Bahnhof passiert hatte, wurde das Bahnhofsgebäude in der Folgezeit privatisiert. Bei Erdarbeiten Mitte 2011 wurde der Bunker entdeckt und schließlich außerhalb des Grundstückes wieder aufgestellt.

Bilder

Der Reckahner-Ein-Mann-Bunker wurde 2011 ausgebuddelt. Foto: Alert
An der Neuendorfer Fähre sind auch noch vier Dywidag-Bauwerke zu entdecken. Foto: Alert
Ein Bunker steht direkt am Wasser. Foto: Alert
Am Rande des Altstadt Bahnhof blieb auch ein kleiner Bunker erhalten. Foto: Alert
Der Ein-Mann-Bunker auf dem ehemaligen Arado-Gelände. Foto: Alert
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