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Das Denkmal Friedrich des Großen

Historisches
  • Erstellt: 08.02.2025 / 19:01 Uhr von Reiner Heublein
Auch wenn es Zweifel zum Standort des Hohenzollernsteins gibt, wie kürzlich berichtet, so ist es aber verbrieft, dass Friedrich VI. Kurfürst der Mark Brandenburg 1412 wurde. Otto Tschirch beschrieb in seinem Buch „Bilder aus der Geschichte der Stadt Brandenburg“ von 1912, den Einmarsch am 21. oder 22. Juni 1412 als ein besonderes Datum für die Stadt Brandenburg. Am 10. Juli des gleichen Jahres wurde der Landtag in der Neustadt Brandenburg eröffnet.

Nicht ohne Grund, dass der Kurfürst nicht Berlin, sondern Brandenburg wählte. Das lag an den Vertretern des ansässigen Adels und mit ihnen die Vertreter der meisten Städte und Bischöfe von Brandenburg, Lebus und Havelberg, die ihn Unterstützung zusicherten. Ein Teil des eingeladenen Adels war nicht erschienen und zeigte so seine Ablehnung. Befindlichkeiten spielten früher auch schon eine nicht unbedeutende Rolle im menschlichen Miteinander.

Und 500 Jahre später erinnerte man sich dieses besonderen Jahres.

Die Brandenburger Bürger schienen anlässlich des 500-jährigen Hohenzollern-Jubiläums überschwänglich zu denken und sahen sich nicht zuletzt folgendem um 1910 veröffentlichten Aufruf im Brandenburger Anzeiger verpflichtet (übrigens maßgeblich vorbereitet vom Stadtarchivar Prof. Dr. Otto Tschirch):

„Im Jahre 1912 werden fünf Jahrhunderte verflossen sein, seitdem der erste Hohenzoller die Mark Brandenburg betrat. Er fand ein halb verlorenes Land, das aus tausend Wunden blutete. Mit gewaltiger Tatkraft und weiser Milde stellte Friedrich I. Friede und Ordnung, Sitte und Recht wieder her und er, der sich demütig und stolz zugleich einen schlichten Amtmann Gottes an dem Fürstentum nannte, leitete ein neues Zeitalter steigender Kultur und blühenden Wohlstandes ein und legte den Grund zu jener großartigen Entwicklung, die Brandenburg-Preußen schließlich an die Spitze des geeinigten Deutschlands geführt hat.“

Noch im Jahre 1915 stiftete Kommerzienrat E.P. Lehmann ein von dem Bildhauer Leo Koch geschaffenes Standbild Friedrich des Großen in Fortführung dieses überschwänglichen Gedankens von 1910, das auf dem Nicolaiplatz aufgestellt wurde. Es war eines der größten Denkmäler der Stadt. Es sollte eigentlich schon früher dort stehen. Spenden kamen aus allen Teilen der Bürgerschaft der Stadt. Übriggebliebene Spendengelder vom Bau des Kurfürstenbrunnens flossen ebenfalls in das Denkmal.

E.P. Lehmann, Mitgründer und später Alleinfabrikant der Blechspielwarenfabrik, der mit seinem Unternehmen Brandenburg in der Welt bekannt machte, war sehr offen für Stiftungen und Denkmäler, wie die Bismarckwarte auf dem Marienberg, des besagten Denkmals Friedrich des Großen und des Reliefs, dass den Einzug des Burggrafen Friedrich in Brandenburg darstellt, was am Plauer Torturm angebracht wurde. (Meetingpoint informierte kürzlich darüber). E.P. Lehmann hatte auch durch Grundstücksschenkungen die Verschönerung des Marienberges und seines Vorlandes ermöglicht.

Leider stand das Denkmal Friedrich des Großen nur gute 30 Jahre am Nicolaiplatz. Gleich nach dem Zweiten Weltkrieg machten sich die von der sowjetischen Militäradministration eingesetzten Stadtoberen ans Werk, die alte Zeit vergessend zu machen. Schließlich war es Oberbürgermeister Fritz Lange, der wohl 1946 nicht nur den Kurfürstenbrunnen am Altstädtischen Rathaus, sondern auch das Denkmal Friedrich des Großen am Nicolaiplatz zerstören ließ.

Das Denkmal Friedrichs des Großen wurde wahrscheinlich eingeschmolzen. Auch dieses Relief passte den Stadtoberen nicht und wurde 1946 ebenfalls entfernt. Eigentlich ohne ein Muss. Die Kontrollratsdirektive Nr. 30 des alliierten Kontrollrates vom 13. Mai 1946 bezog sich ausdrücklich auf den Zeitraum nach dem 1. August 1914, dem Datum des Mobilmachungsbefehls und der deutschen Kriegserklärung gegen Russland. Es ging in der Direktive um die „Beseitigung deutscher Denkmäler und Museen militärischen und nationalsozialistischen Charakters“, nicht um die Entfernung und Zerstörung von Denkmälern, die nicht in den Rahmen der Direktive fielen. Aber Machtbesessenheit zu dieser Zeit kannte keine Grenzen.

Angemerkt sei, die Bewertung Friedrichs des Großen und seiner Denkmäler veränderte sich im Laufe der Zeit. Kurz nach seinem Tod war es noch aufrichtige Verehrung von Zeitgenossen, die ihn meist persönlich gekannt und ihm einiges zu verdanken hatten. Ab etwa 1840 trat der nationalistische Gedanke stärker in den Vordergrund und Friedrich II. wurde als Kriegsherr und Eroberer fremder Gebiete verehrt.

In der DDR wurde er als Vertreter des feudalen Adels und militaristischen Preußens abgelehnt. Erst in den 80-iger Jahren differenzierte sich diese Sichtweise auch in der DDR etwas, was zur Wiederaufstellung des Reiterstandbildes Unter den Linden im Jahre 1980 führte und auch Bücher wie „Preußen- Legende und Wirklichkeit“ (1984) und „Die Kriege Friedrich des II.“ (1986) zeigten u.a., dass die Beschäftigung mit diesen Themen nicht nur Historiker, sondern auch eine breite Öffentlichkeit sich im Zusammenhang mit der Frage unseres Verhältnisses zum historischen Erbe beschäftigte. In der Bundesrepublik setzte dieser Prozess schon 20 Jahre früher ein.

Eine Bemerkung sei dazu erlaubt. Oft werde ich angesprochen, ist die Beschäftigung mit dieser Vergangenheit noch zeitgemäß. Ich glaube ja. Wichtig ist, dass man die Monarchie keinesfalls verherrlicht, aber zu seiner Geschichte stehen muss und sie richtig und überzeugend in der jeweiligen Zeitepoche einordnet. Es ist auch gelebte Zeit unserer Vorfahren. Ich glaube, sinnlose "Bilder- und Denkmalstürmerei" in der deutschen Geschichte hatten wir leider bisher genug. Grund genug, sich diesem Thema anzunehmen und zur Einordnung beizutragen.

Bilder

Denkmal Friedrich des Großen auf dem Nicolaiplatz, Quelle: Heublein
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