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Roland in drei Teile zersägt und nach Wendgräben geschafft

Historisches
  • Erstellt: 15.02.2025 / 20:01 Uhr von Marcus Alert
Im Spätsommer 1941 rückten mitten im 2. Weltkrieg Bauarbeiter an, um den vor dem Neustädtischen Rathaus stehenden Roland zu demontieren. Nach 467 Jahren musste die 5,33 Meter hohe Sandstein-Figur erstmals die Neustadt verlassen. Und er sollte seinen angestammten Platz nie wieder einnehmen.

Notwendig wurde die Demontage wegen der zunehmenden Luftangriffe der Alliierten und der Angst, das Symbol des Stadtrechtes könnte Schaden nehmen. Der Roland wurde dabei, umgeben von einem hölzernen Gerüst, in drei Teile zersägt. Anschließend ging es zum kommunalen Rieselgut nach Wendgräben. Pächter dort war seit 1931 Robert Ruth, der laut seiner Tochter Erika damals sehr gute Beziehungen zum Magistrat unterhielt. Daher dürfte die Wahl schnell auf diesen etwas abgelegenen Ort gefallen sein.

Die drei Teile, sie wogen zusammen immerhin 8,5 Tonnen, kamen in den Keller der Gutsscheune. Der Brandenburger Roland lagerte dort hinter einer fest verschlossenen Brettertür. Trotz strenger Geheimhaltung, wussten trotzdem viele der etwa 120 Gutsarbeiter aber Bescheid. Im April/Mai 1945 besetzte dann die russische Armee das Gut und richtete dort ein Lazarett ein. Bis zur Neuen Mühle erstreckte sich zudem eine Zeltstadt. „Das war über viele Wochen Sperrgebiet“, erinnerte sich im Jahre 2002 Erika Ruth, die Tochter des letzten Pächters. Bei ihrem Abzug plünderten die sowjetischen Soldaten zwar das Rieselgut, doch den Roland rührten sie nicht an.

Da man erst Anfang 1946 wieder an den Roland herankam, wurde seine Wiederaufstellung erst auf der Magistratssitzung am 6. März 1946 behandelt. Da das Neustädtische Rathaus bei den Straßenkämpfen im April 1945 zerstört worden war, schlug Stadtbaurat Karl Erbs vor, die Sandsteinfigur vor das Altstädtische Rathaus zu stellen. In seinem Gutachten verwies er darauf, dass die Plastik keine „ausgesprochene Rückseite“ hat, er „ohne baulichen Hintergrund undenkbar“ sei. Daher schlug er letztlich den heutigen Standort vor.

Dem Vorschlag folgte der Magistrat einstimmig, auch wenn Oberbürgermeister Fritz Lange die veranschlagten Kosten in Höhe von 6550 Reichsmark kritisierte. Übrigens wurde zugleich der Abriss des auf dem Altstädtischen Markt stehenden Kurfürstenbrunnens beschlossen mit der Maßgabe ihn auf dem Bauhof sicherzustellen.

Bilder

Der Brandenburger Roland wurde 1941 demontiert. Foto: Archiv Alert
Bis 1941 stand die Sandsteinfigur vor dem Neustädtischen Rathaus. Foto: Archiv Alert
Auf dem Rieselgut Wendgräben fand der Roland für einige Jahre Asyl. Foto: Alert
Seit 1946 steht der Roland vor dem Altstädtischen Rathaus. Foto: Alert
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