Nach der Wende gab es gleich mehrere Investoren, die die ehemalige Göttiner Jungrinderzuchtanlage durch einen Wohnpark mit etwa 50 Häusern ersetzen wollten. Und die Stadt bemühte sich damals intensiv um Fördermittel für den etwa eine Million teuren Abriss. Doch die sechs Silos stehen immer noch und sind längst zu einem Wahrzeichen des Brandenburger Ortsteiles geworden.
Ab 1975 entstand am Ortsrand von Göttin auf einem Hektar die Jungrinderzuchtanlage der LPG „Junge Garde“. 600 Kälber standen am Ende in den drei Stallanlagen, der letzte Stall wurde laut einer Inschrift erst 1986 fertiggestellt. Die Jungrinder wurden hier aufgezogen und kamen nach etwa einem halben Jahr nach Grüneiche. Neben Steuerungszentrale, Bergeraum, Futtervorbereitungshalle und diversen Schleppdächern entstanden Ende der 1970er Jahren auch die sechs Hochsilos.
Die wurden ab 1967 durch den VEB Ausrüstungskombinat für Rinderanlagen Nauen überall in der DDR errichtet. Spezielle Betonformsteine mit Nut und Feder wurden dafür verwendet. Doch zuerst einmal entstanden neun Meter tiefe Fundamente. Der Siloschaft ist 22 Meter hoch. Hinzu kommen noch die Stahl-Aluminium-Kuppeln, um die Silage im Inneren vor Regen und Schnee zu schützen. Die Türme haben einen Durchmesser von 7,50 Meter und somit ein Fassungsvermögen von 900 Kubikmeter.
Der nach der Wende eingesetzte Liquidator für die Anlage konnte letztlich nur den zur Anlage gehörigen Wohnblock an den Mann bringen. Die Flächen gingen zurück an die Alteigentümer. Im Jahre 2006 erwarb der begeisterte Westernreiter Eckhardt Borner den hinteren Teil der Anlage und somit auch die sechs Türme. Die immer noch leer stehenden Ställe gehören nicht dazu. Nach gut zwei Jahren wurde dann die Göttiner Six Tower Ranch eröffnet.
Neben dem Betreiben des Westernreitens züchtet der mittlerweile pensionierte Feuerwehrmann Rinder der Rasse Zwergzebu. Die sind Bestandteil des Trainings und sind nicht für den Schlachthof bestimmt. „Jedes Tier hat einen Namen, würde ich nie ein Steak vom Fleisch dieser Rinder essen“, so der 64-Jährige. Die Herde ist direkt neben den Türmen untergebracht. Durch Zukauf und Pacht von Flächen verfügt Borner mittlerweile über zwölf Hektar Land, haben Rinder und Pferde großen Auslauf. Finanziert wird die Ranch durch das Einstellen von gut 30 Pferden.
Für die Silos hat Eckhardt Borner in den vergangenen Jahren zwei Angebote bekommen. Ein Interessent wollte die Silos abreißen und das Metall verwerten. Ein anderer hatte die Idee die Türme für einen Kletterpark zu nutzen. Doch da hätte die Statik nicht mitgespielt. Borner hat sich entschieden die Silos nicht anzurühren. „Vor zehn Jahren hat mir ein Experte versichert, dass die sechs Türme noch mindestens 50 Jahre sicher dastehen werden“, verrät Eckhardt Borner.