Durch eine schmale und niedrige Tür geht es in der St. Katharinenkirche nicht nur zum Turmaufstieg, sondern auch in den Keller. Dort ist seit über 100 Jahren eine Heizung zu finden. Deren Ausmaße sind natürlich ungewöhnlich, wurde doch von hier einst die gesamte Kirche beheizt. Die Kirchengemeinde griff seinerzeit tief in die Tasche, damit die Gläubigen in den Wintermonaten bei den Gottesdiensten nicht zu sehr frieren mussten. Seit über 40 Jahren ist die Heizung allerdings nun schon außer Betrieb.
Bereits um 1890 wurde eine Gasheizung installiert. Doch die hatte schwere Mängel. Um 1900 gab es daher bereits Überlegungen für eine neue Heizung. So beschloss man das Projekt Heizung zusammen mit neuem Gestühl und neuer Ausmalung in Angriff zu nehmen. In einer ersten Kostenschätzung war von 33.000 Mark die Rede. Nach Überarbeitung der Pläne stieg die Summe erst auf 62.000 und dann auf 80.000 Mark. Die finalen Pläne wurden am 9. Mai 1909 beschlossen. Jetzt ging man von 110.000 Mark aus.
Während das Ministerium eine sogenannte Reckheizung empfahl, entschied sich die Kirchengemeinde für die altbewährte Niederdruckdampfheizung. Die drückte heißen Dampf durch das Rohrsystem, war so ein Einfrieren nicht möglich. Nachteil war allerdings, dass das Kondenswasser zurückfließen musste. Somit musste die Kesselanlage etwa 4,50 Meter unterhalb des Fußbodenniveaus aufgestellt werden. Zuerst wurden die umliegenden Häuser unter die Lupe genommen, ob dort passende Keller zu finden sind. Dann baute man südwestlich vom Turm einen zweigeteilten Keller. Einmal, nicht so tief, entstand ein Kohlebunker und deutlich tiefer dann der Heizungsraum. Beide wurden dann auch noch mit der Kirche verbunden. Der Durchbruch des Turmfundaments war dabei eine echte Herausforderung.
Während der Keller vom hiesigen Mauermeister Wilhelm Hamann gebaut wurde, installierte die Firma Johannes Haag aus Berlin die Heizung. Dazu gehörte nicht nur der Kessel, sondern auch das Rohrsystem, das an den Innenwänden entlanggeführt wurde. Noch heute sind die Zuluftgitter gut zu erkennen. Hinzu kamen Gußradiatoren, die auch im Bereich der Empore zu finden waren. Von denen existierte heute nur noch einer. Im März 1911 fanden die ersten Heizproben statt und am 13. April erfolgte die Abnahme.
1968 wurden zumindest die Heizkessel ausgetauscht. Wann der Heizbetrieb eingestellt wurde, ist nicht bekannt. Zumindest kann sich Kirchenmusiker Fred Litwinski erinnern, dass während er 1991 für ein Orgelkonzert probte die Gußradiatoren lautstark demontiert wurden. Während der Kessel erhalten blieb, wurde der flachere Kohlenkeller in ein Steinlager umfunktioniert. Doch der macht der Kirchengemeinde Sorgen. Wegen der maroden und inzwischen provisorisch abgestützten Decke mussten die Parkplätze darüber mit einer Kette abgesperrt werden. Deutlich massiver ist die Decke des Heizungskellers, obwohl dort Anfang der 1990er Jahre ein Bagger mit einem Rad durchgebrochen ist. Doch der Schaden konnte schnell behoben werden.