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Marienkrankenhaus: Vor 100 Jahren kamen die Franziskanerinnen in die Stadt

Historisches
  • Erstellt: 07.03.2025 / 20:01 Uhr von Marcus Alert
Vor 100 Jahren zogen die „Armen Schulschwestern vom 3. Orden des heiligen Franziskus von Vöcklabruck“ in die Havelstadt ein. Die fünf katholischen Ordensschwestern kamen im Auftrag ihrer Generaloberin Mutter Angelika aus Österreich und übernahmen am 15. Dezember 1925 den „Paulusberg“. Nach Um- und Ausbauten weihte der Weihbischof Dr. Joseph Deitmer aus Berlin am 8. August 1927 das modern eingerichtete und über 100 Betten verfügende „Sankt-Marien-Krankenhaus“ in der Bergstraße. Und natürlich gab es auch eine Kapelle. Die Leitung des Marienkrankenhauses lag in den Händen der Oberin Schwester Georgia.

Schon seit dem frühen 19. Jahrhundert befand sich an dieser Stelle ein Lokal, das 1861 von den Brüdern Ahlert übernommen wurde. Die betrieben auf „Ahlerts Berg“ auch ein Sommertheater. Damit war dann aber im Zuge des 1. Weltkrieges Schluss. 1921 übernahm die Ordensgemeinschaft der Dominikanerinnen die Immobilie und eröffnete dort 1923 ein Krankenhaus mit Altersheim und nannten die Einrichtung „St. Paulusberg“. Doch wegen der Inflation ging den Nonnen schnell das Geld aus und so überließen sie das Grundstück dem Berliner Caritasverband. Und der übertrug nach langem Suchen – die, die sich die Gebäude anschauten versprachen zu beten und gingen wieder - die Immobilie an die Franziskanerinnen.

Für die damalige Zeit war das Krankenhaus modern eingerichtet. Es verfügte über Zwei-, Vier- und Sechs-Bett-Zimmer. Auch die Ordensschwestern wohnten in dem Komplex. Bis 1930 erhöhte sich die Zahl der Schwestern auf 30. Mittlerweile, seit 1929, betrieb der Orden auch die hiesige katholische Kita. Während des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) stieg diese Zahl sogar auf 40, da viele Schwestern eigentlich als Lehrerin arbeiteten, die Schulen aber geschlossen waren. Nach 1945 kehrten viele Franziskanerinnen wieder zurück nach Österreich. Allerdings war 1943 mit Maria aus Plaue die erste hiesige Schwester im Konvent aufgenommen worden.

Die sowjetische Kommandantur wollte das Marienkrankenhaus 1945 eigentlich konfiszieren. Doch das konnte mit dem Hinweis, dass der Berliner Bischof Eigentümer sei, in letzter Minute noch abgewendet werden. Die Franziskanerinnen weiteten in der Folgezeit nach und nach ihre Arbeit bis nach Berlin aus. In Plaue betrieb man von 1969 bis 1987 das alte Jakobus-Altenheim. Nach der Wende kam für die Schwestern zumindest im Marienkrankenhaus das Aus. Damit verloren sie auch ihre Heimat.

Daher entstand 1994 in der Neustädtischen Heidestraße das neue „Provinzhaus „St. Franziskus“ für nun elf Schwestern, die in der Kita, im Caritas-Seniorenzentrum und in der Seniorenbetreuung der Dreifaltigkeitsgemeinde tätig waren. Es waren aber längst alles einheimische Frauen, war die letzte Österreicherin bereits 1987 verstorben. Mittlerweile ist das Franziskus-Haus jedoch verwaist.

Bilder

Aus der Gaststätte „Ahlerts Berg“ wurde in den 1920er Jahren das Marienkrankenhaus: Foto: Archiv Alert
Die Schwestern prägten über viele Jahrzehnte das Krankenhaus in der Bergstraße. Foto: Archiv Alert
Wichtiger Bestandteil war die Kapelle. Foto: Archiv Alert
Die Rückzeite des Krankenhauses. Foto: Archiv Alert
Die Vorderansicht des Marienkrankenhauses. Foto: Archiv Alert
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