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Als Habakuk Schmauch auf das Rad geflochten wurde

Historisches
  • Erstellt: 01.04.2025 / 20:01 Uhr von Marcus Alert
Trotz ordentlicher Ausschilderung ist es nicht ganz einfach in der Neustädtischen Forst die Silberquelle im Diebesgrund zu finden. Um die ranken sich gleich zwei Sagen. Real ist aber zumindest die Jahreszahl 1905 auf einer gusseisernen Gedenkplatte. Denn in dem Jahr wurde die an diesem Punkt damals noch fröhlich sprudelnde und inzwischen versiegte Quelle mit Steinen eingefasst. Vermutlich veranlasste Graf Ludwig von Wartensleben, dem das Forstgut Gränert gehörte, die entsprechenden Bauarbeiten. Ein Hinweis darauf ist auch die Tatsache, dass er im gleichen Jahr, nicht weit entfernt, nachweislich den Hohenzollernstein aufstellen ließ.

Im Jahre 1992 ließen die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald durch die hiesige Arbeitsförderungsgesellschaft Gabs die Treppen und die Mauerkrone sanieren. Die Hulvenshorn Eisengießerei GmbH & Co KG aus Kirchmöser fertigte damals zudem eine neue Platte mit der Jahreszahl an, da die alte spurlos verschwunden war. Zur gleichen Zeit wurde auch versucht die Silberquelle wieder sprudeln zu lassen. Doch von großem Erfolg waren die Bemühungen damals nicht gekrönt. Auch heute kommt kein Wasser durch die Öffnung der steinernen Einfassung.

Die Sage um die Silberquelle erzählt, dass hier einst ein mächtiger Zauberer gelebt haben soll. Der Wald war damals an dieser Stelle geradezu undurchdringlich. Eines Tages verlief sich aber ein aus der Neustadt stammendes Mädchen und stieß auf den einsam lebenden Zauberer. Der lud sie auf sein Schloss ein und bat sie, ihm die Wirtschaft zu führen. Eines nachts beobachtete sie, wie der Zauberer in den Wald ging und auf einen kleinen Hügel klopfte. Dabei sprach er: Boden öffne dich, Silber fließe!“

Als der Zauberer das Mädchen bemerkte, verwandelte er sie in eine Hirschkuh. Ein junger Jäger, der Zauberer war längst gestorben, stellte ihr nach. Da sie ihre menschliche Stimme nicht verloren hatte, erzählte sie ihm die Geschichte und zeigte ihm auch den Silberhügel. Dort sprach sie die Zauberformel. Doch statt Silber floss nun Wasser und zugleich erhielt das Mädchen ihr menschliches Aussehen zurück.

Später, im 15. Jahrhundert, entdeckte der historisch nicht verbürgte Habakuk Schmauch den schwer erreichbaren Grund für sich. Er und seine Räuberbande ließen sich der Sage nach an der Silberquelle nieder. Von dort ging es immer wieder zur Heerstraße, um dort Kaufmannszüge zu überfallen. Bei einem Überfall entführte Habakuk Schmauch eine Kaufmannstochter, die er zu seiner Frau machte. Sie musste schwören keinem Menschen zu erzählen, wo sich das Versteck befindet.

Als alle Männer zu einem weiteren Raub ausrückten, eilte die Kaufmannstochter in die Neustadt. Dort kniete sie vor dem Roland nieder, der damals noch am Rathaus der Neustadt stand, und klagte ihm ihr Leid. Anwesende Bürger benachrichtigten den Rat der Stadt, der ein Fähnlein Stadtknechte entsandte. Die folgten dem Mädchen bis in den Diebesgrund. Als die Räuber zurückkamen, wurden sie überwältigt. Nach ihrer Verurteilung wurden Habakuk Schmauch und seine Männer auf das Rad geflochten, die wohl grausamste Hinrichtungsart.

Bilder

Die Silberquelle ist in einem guten Zustand. Nur das Wasser sprudelt nicht. / Foto: Alert
Eine Platte weist auf das Baujahr der Einfassung hin. / Foto: Alert
Die Kaufmannstochter durfte zwar mit keinem Menschen, dafür aber mit dem Roland, sprechen. / Foto: Alert
Der Weg zur Silberquelle ist insgesamt gut ausgeschildert. / Foto: Alert
Ein kleines Schild zeigt den Standort des Diebesgrundes an. / Foto: Alert
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