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Sowjetischer Panzer befreite vor 80 Jahren auch Erich Honecker

Historisches
  • Erstellt: 25.04.2025 / 20:01 Uhr von Marcus Alert
Die Ketten ratterten über das Pflaster, als der sowjetische Panzer am 27. April 1945 gegen 14 Uhr in den Vorhof des Zuchthauses rollte. Das Gefängnis befand sich zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits in den Händen der 4500 Gefangenen, da das Aufsichtspersonal längst geflohen war. Der Panzer vom Typ T34/76 mit der Nummer 35 des 32. Garde-Panzerregimentes, Kommandant war der Leutnant K.K. Sacharow, hielt sich nach der Befreiung nicht lange auf. Weiter ging es in Richtung Ketzin, wo der Panzer Anfang Mai dann allerdings abgeschossen wurde.

Auf dem gemauerten Sockel gegenüber der heutigen Justizvollzugsanstalt steht also nicht der Originalpanzer, ja nicht einmal ein Panzer der gleichen Baureihe. Die gab es 1980 – das Panzerdenkmal wurde am 27. April 1980 im Beisein von Erich Honecker und dem Generalleutnant und Ehrenbürger Grigori Below eingeweiht – zu diesem Zeitpunkt höchstens noch in Museen. Die Rote Armee war längst deutlich moderner ausgestattet. Letztlich fand sich noch ein T34 in der Regimentsreserve des Mot.-Schützen-Regimentes 3 „Paul Hegenbarth“ in Hohenstücken. Allerdings ein T34/85.

Der hatte im Gegensatz zum 75-er eine 85-Millimeter-Kanone und war insgesamt etwas größer, da er fünf Mann Besatzung aufnehmen musste. Neben dem Kommandanten, dem Fahrer sowie dem Richt- und Ladeschützen kam in diesem moderneren Panzer noch der Funker hinzu. Der mittelschwere Panzer – er wiegt 32 Tonnen – ist 7,08 Meter lang, 2,62 Meter hoch und 3,21 Meter breit. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 54 km/h.

Unter den befreiten Gefangenen befand sich übrigens auch der spätere Staatsratsvorsitzende Erich Honecker. Der war am 8. Juni 1937 wegen Hochverrats zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Am 6. Juli bezog er seine Zelle. Ab dem Frühjahr 1943 sah er diese nur noch nachts. Denn Honecker gehörte einer Baukolonne an, die Schäden nach Luftangriffen in und um Brandenburg beseitigten.

Schon bald ging es bis nach Berlin, wo die Gefangenen auch Blindgänger freilegen mussten. Ab dem Frühjahr 1944 war die Kolonne im Frauengefängnis Barnimstraße untergebracht. Am 6. März floh Honecker, stellte sich dann jedoch eine Woche später. Er blieb straffrei. Am 23. April war der Trupp dann wieder auf dem Görden. Nach der Befreiung mussten alle Gefangenen das Zuchthaus sofort verlassen.

Erich Honecker machte sich mit einem anderen Gefangenen auf den Weg nach Berlin, um so schnell wie möglich zu seiner Geliebten Charlotte Schanuel zu gelangen. Die Justiz-Wachtmeisterin hatte er im Berliner Frauengefängnis kennengelernt. Am 23. Dezember 1946 heiratete er die neun Jahre ältere Witwe. Die starb zwar bereits 1949, doch hatte Honecker da längst eine Neue. Als die drei Jahre ältere Edith Baumann im Dezember 1949 schwanger wurde, ging er seine zweite Ehe ein. Doch bereits 1952 war die 15 Jahre jüngere Margot Feist von ihm schwanger. Da ihre Vorgängerin erst Anfang 1955 in die Scheidung einwilligte, wurde erst nach der Geburt von Tochter Sonja geheiratet.

Bilder

Der T34/85 steht seit dem 27. April 1980 am ehemaligen Zuchthaus. Foto: Alert
In den Sockelbereich wurde zum 35. Jahrestag der Befreiung eine Gedenktafel eingelassen. Foto: Alert
Im Jahre 1995 wurde der Panzer neu gestrichen. Foto: Alert
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