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Eine rothaarige Frau begrüßte die Besucher der Stadt

Historisches
  • Erstellt: 27.04.2025 / 20:01 Uhr von Marcus Alert
Gut 6000 Gemälde schuf der bekannte Brandenburger Künstler Emil Spiess (1938 – 2009). Und die passen in der Regel in fast jedes größeres Zimmer. Eine Ausnahme macht das riesige Wandbild „Brandenburg – eine alte und neue Stadt“. Das entstand als Kunst am Bau von 1979 bis 1981 als Willkommensgruß für die Besucher der Stadt gegenüber dem Brandenburger Hauptbahnhof an einem Wohnblock.

Im Jahre 1963 kam der 1945 mit seiner Familie aus Litauen geflohene Emil Spieß, nach seinem Malerei- und Grafikstudium in Dresden, in die Havelstadt. DDR-weit wurde er durch seine Bilder von der Friedensfahrt bekannt. 1977 zog er nach Klein Kreutz, wo er nicht nur malte, sondern auch seine Bilder anbot. Auch nach der Wende konnte er vom Verkauf seiner Bilder gut leben. Viele entstanden in der Brandenburger Innenstadt, er malte aber auch regelmäßig auf Rügen.

Als er vom VEB Wohnungsbaukombinat den lukrativen Auftrag für das riesige Wandgemälde erhielt, musste er wohl nicht lange überlegen. Im hiesigen Plattenwerk wurde 1979 unter seiner Aufsicht farbiger Splitt auf die Platten aufgebracht. Mit der Montage des fünfgeschossigen Wohnblockes sollte es eigentlich sofort weitergehen. Doch Lieferschwierigkeiten sorgten für eine längere Pause. Der Block war bereits bewohnt, als Emil Spiess 1981 sein Werk dann endlich vollenden konnte.

15 farbige Platten in den Ausmaßen von 14 mal zehn Meter bilden das Glasmosaik. Es zeigte im unteren Bereich den Steintorturm, die St. Gotthardtkirche und Häuser der Altstadt. Links verewigte der Künstler die Friedenswarte und oben waren Schornsteine und Plattenbauten zu erkennen. In das Zentrum des expressionistisch angehauchten Bildes kam eine kräftige junge Frau mit roten Haaren. Sie hielt einen Blumenstrauß als Willkommensgruß für Besucher der Stadt in ihren Händen.

Emil Spiess starb am 25. Mai 2009. Nur einige Monate später, im September, erfolgte im Auftrag der Wobra GmbH der Abriss des Wohnblockes. Allerdings wurden die 15 Plattenelemente sorgsam geborgen und erst einmal für mehrere Jahre eingelagert. 2016 war dann ein neuer Platz gefunden. Neun der 15 Platten wurden am Eingangsbereich des Industriemuseums installiert, wo sie, mitsamt einer Informationstafel, heute noch zu entdecken sind.

Bilder

Die rothaarige Frau begrüßte bis 2009 die Besucher der Stadt. Foto: Alert
Emil Spiess malte auch regelmäßig auf Rügen. Foto: Alert
Neun der 15 Platten wurden am Industriemuseum aufgestellt. Foto: Alert
Von 1981 bis 2009 war das Kunstwerk Bestandteil des Plattenbaues am Hauptbahnhof. Foto: Alert
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