Im hiesigen Saldernschen Realgymnasium lehrten vor dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) Top-Fachleute wie der Historiker Otto Tschirch sowie die Maler Walter Garski und Arnold Topp. Nicht verstecken musste sich auch Professor Karl Sachs, der im Herbst 1858 seine Lehrerstelle in der Havelstadt antrat. Der gebürtige Magdeburger gab zusammen mit Cesaire Villatte im Jahre 1880 das „Große Deutsch-Französische Wörterbuch“, den berühmten Großen Sachs-Villatte, heraus. 1896 folgte der „Kleine Sachs“, der für die Benutzung an Schulen gedacht war.
Der Sohn eines Regierungsbeamten machte 1845 ein hervorragendes Abitur. Nach dem Studium an der Berliner Friedrich-Wilhelm-Universität besaß er die Lehrbefähigung für Latein, Griechisch und Deutsch in gymnasialen Klassen. Erst danach beschäftigte er sich mit den neueren Sprachen, speziell mit Englisch und vor allem Französisch. Nacheinander unterrichtete er an drei Berliner Gymnasien, zwischendurch unternahm er immer wieder Sprachreisen, ehe er als Dr. Karl Sachs 1858 an die Saldria kam. Nur drei Jahre später erhielt er den Titel eines Professors. 1894 trat er in den Ruhestand.
1863 bekam Karl Sachs vom Verleger Professor Gustav Langenscheidt den Auftrag zur Mitarbeit an einem deutsch-französischen Wörterbuch. Der Sprachgelehrte übernahm den französisch-deutschen Part, Villette den deutsch-französischen Teil. In 17 Jahren verfassten die beiden Gelehrten auf 5500 Seiten 425.000 Artikel des gesamten Wissensgebietes. Das Werk erfuhr nach der Veröffentlichung internationale Anerkennung.
Karl Sachs hatte aber auch noch Zeit für andere Aktivitäten. Er war Mitbegründer der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt, war nicht nur Mitglied, sondern sogar Schriftführer des Historischen Vereins sowie Mitglied der hiesigen Freimaurerloge „Friedrich zur Tugend“. Von 1877 bis 1886 fungierte er als Meister vom Stuhl, also als Vorsitzender. Außerdem war er Ehrenvorsitzender des Brandenburger Turnvereins. Sachs starb kinderlos nach mehrwöchiger Krankheit am 1. August 1909. Auf eigenem Wunsch wurde er in Hamburg eingeäschert. Seine Urne wurde auf dem Neustädtischen Friedhof beigesetzt.
Im Nachlass befand sich eine aus Eiche gearbeitete Bodenstand-Uhr, die die Familie Langenscheidt dem Professor und seiner Frau 1885 zur Silbernen Hochzeit geschenkt hatte. Das Gehäuse befindet sich heute im Bestand des Heimatmuseums. 20 Jahre nach seinem Tod enthüllte die Stadt an seinem Wohnhaus in der St. Annenstraße 10 eine Erinnerungstafel. Haus und Tafel wurden jedoch in den letzten Kriegstagen 1945 zerstört. Seit 1939 trägt eine Straße seinen Namen.