Auch die Stadt Brandenburg lebt und wächst durch Zuwanderung. Am Ende des 17. Jahrhunderts kamen die Hugenotten, um 1900 die rheinischen Metallarbeiter, um in den neuen Brandenburger Betrieben Arbeit zu finden, und 1945 die Flüchtlinge aus dem Osten. In der am Donnerstag eröffneten Sonderausstellung „Hin und weg“ des Stadtmuseums geht es genau um dieses Themas, wobei der große Raum im Obergeschoss in einen „Saal der Geschichten“ verwandelt wurde.
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Erzählt wird die Geschichte von 34 Neu-Brandenburgern. Da ist der Theologe Christian Radeke zu finden, der 1988 in die Stadt kam, aber auch Rickiel Sympe, der Kamerun verließ, um in Brandenburg Wirtschaftsinformatik zu studieren. Und der Südafrikaner Wandile Dlamini, der daran dachte in Deutschland Fußballprofi zu werden, ging einige Jahre für den FC Stahl auf Torejagd und lebt und arbeitet mittlerweile in der Havelstadt. Aufgenommen in die Galerie wurden auch Sigrid und Sigfried Weigmann. Sie zog von Kützkow nach Brandenburg als ihr Vater im Gaswerk Arbeit fand und er, 1949 in Nordhausen geboren, kam 1972 als Offizier zur Hubschrauberstaffel in Briest. Bis zum Jahresende sollen noch viele andere Geschichten aufgeschrieben werden.
„Welten verbinden“ hat das Kulturland Brandenburg als Motto für 2024/25 herausgegeben. Und dafür gibt es auch entsprechende Fördermittel. So hat das Team des Stadtmuseums ein entsprechendes Konzept entwickelt und auch etwas im Depot gekramt. Dabei fand man einen 1945 von Flüchtlingen genutzten Handwagen oder auch einen aus China stammenden Degen, der wohl während des Boxeraufstandes (1899/1901) als Mitbringsel in die Havelstadt und schließlich in das Museum kam.
Am Tag der Ausstellungseröffnung landete dann noch das Foto einer Arado Ar196 aus Bulgarien auf einem Museumscomputer, ein Flugzeug, das einst in der Havelstadt hergestellt wurde. Im Eigentum des Museums befindet sich ein Gemälde des Künstlers Günter Wermbter, das die Vorstadtschleuse im Jahre 1982 zeigt. Denn durch den Silokanal siedelten sich unter anderem das Stahl- und auch das Opel-Werk hier an, kamen dadurch wiederum viele neue Menschen in die Havelstadt. Bereits 1846 wurde die Stadt Haltepunkt der Bahnlinie und später kamen Westhavelländische Kreis- und die Brandenburgische Städtebahn hinzu.
Kämmerer Thomas Barz hielt zur Eröffnung im Museumshof eine Rede. Während Steffen Scheller als aus Genthin Zugezogener Bestandteil der Ausstellung ist, trifft dies auf Barz nicht zu. Denn er ist gebürtiger Brandenburger, auch wenn er eine Weile außerhalb gelebt hat. „Ich würde gerne das Geld, das wir zusätzlich für die Sicherheit des Havelfestes aufbringen müssen, gern dem Museum geben“, so Barz. Doch die Lage lasse das nun einmal leider nicht zu.