Die Lebenshilfe Brandenburg ist aus dem Alltag der Stadt Brandenburg an der Havel und der Region seit vielen Jahren nicht mehr wegzudenken. Hier wird Menschen mit einer geistigen oder körperlichen Beeinträchtigung eine Chance auf Teilhabe gegeben. Sei es in den Wohneinrichtungen oder in einer der Werkstätten, die längst nicht mehr nur Aufnahmestation für diese Menschen sind, wie einst zu DDR-Zeiten. Damit die Teilhabe und ein möglichst freies Leben für sie ermöglicht werden, setzen sich die beiden Vorstände Matthias Pietschmann und Nadin Leetz gemeinsam mit ihrem Team immer wieder ein. Seit neuestem gehört nun auch eine eigene Tischlerei in Kirchmöser dazu.
Anzeige
Am Mittwoch wurde nach umfassenden Umbau- und Modernisierungsarbeiten in der Falkenstraße in Kirchmöser die Tischlerwerkstatt des neuen Inklusionsbetriebes eingeweiht. Unter dem Namen „Hand & Wert“ ist eine anerkannte Inklusionsfirma entstanden, die fachliches Können mit sozialem Engagement verbindet. Neben der Tischlerei gehören noch die beiden Dienstleistungsbereiche Garten- und Landschaftspflege sowie Hausmeisterservice dazu, die ebenso vorgestellt werden.
Insgesamt 780.000 Euro umfasste das Investitionsvolumen für die neue Tischlerei. Davon gab es von der Aktion Mensch eine Förderung von 250.000 Euro für die reinen Baukosten. „Alles andere wurde über Banken finanziert und soll in Zukunft mit der Arbeit hier refinanziert werden“, berichtete Nadin Leetz.
Die Lebenshilfe hatte das Grundstück mit dem Gebäude 2021 gekauft. Im November 2022 wurde der Bauantrag gestellt und die Genehmigung dafür gab es dann im April 2023. Gebaut wurde bis November 2024. Dazu gehörte neben neuen Fenstern und der Schaffung von Barrierefreiheit wie dem Bau einer Rampe auch ein neues behindertengerechtes Bad, eine Küche, ein Büro, ein Aufenthaltsraum und die Renovierung der Werkstatt. Größte Sorge dabei war, eine ordentliche Eingangstür zu finden, die zum Beispiel auch von Rollstuhlfahrern selbstständig geöffnet werden kann, wie Matthias Pietschmann wissen ließ.
Gekauft wurde die Tischlerei von Vorbesitzer Tino Busse, der selbst 2009 hier mit seinem Gewerbe eingezogen war. „Für mich stand, wie für viele Handwerker, die Frage der Nachfolge an. Ich hatte schon einen Mitarbeiter im Betrieb, der eine Behinderung hatte. So kam ich mit Matthias Pietschmann intensiver ins Gespräch und da entstand die Idee, dass die Lebenshilfe die Tischlerei kauft“, erklärt Tino Busse. Das Gute daran, er wird als Tischlermeister weiter im Betrieb tätig sein, zu dem neun Mitarbeiter gehören, von denen fünf Mitarbeiter eine Beeinträchtigung haben.
Der Name „Hand & Wert“ ist ganz bewusst gewählt. Dabei steht „Hand“ für das Machen, die praktische Arbeit für Dienstleistung und Kreativität. Für Qualität und Wertschätzung im materiellen und auch ideellen Sinn steht das Wort „Wert“. Zudem will die Lebenshilfe mit diesem neuen Begriff die Inklusion auf Augenhöhe stellen für Arbeit, die mehr bedeutet.