Vor 60 Jahren triumphierte die Schülermannschaft der BSG Motor Süd beim Endrundenturnier der Bezirksmeister und sicherte sich so den deutschen Meistertitel. Fünf Siege schlugen zu Buche und das bei einem Torverhältnis von 20:1. Es ist bis heute der größte sportliche Erfolg des Vereins. Sechs der 13 Spieler leben noch. Einer ist Karl-Heinz Glaser (74), der sich noch gern an die damaligen zehn Tage erinnert.
Mit den Trainern Helmut Marx und Lothar Simon ging es damals für die 14 und 15 Jahre alten Jungen mit dem Robur-Bus des Traktorenwerkes in das thüringische Limbach-Oberfrohna. Untergebracht waren die Meister der 15 Bezirke der DDR und der Titelverteidiger vom 5. bis 15. Juli 1965 im Zentralen Pionierlager „Clara Zetkin“ in Bungalows. Mit dabei waren die inzwischen verstorbenen Bernd Richter, Peter Schmidt, Bernd Rottstock, Gerald Schwierske, Henri Sypli, Bernd Weber und Willi Bohm. Heute leben neben Glaser auch noch Ullrich Ehlert, Bernd Schindler, Wolf Bunge, Rainer Koska und Detlef Rach.
Karl-Heinz Glaser war im Jahre 1963 von Dynamo Brandenburg zu Motor Süd gewechselt. Auch Willi Bohm und Wolf Bunge entschieden sich zu diesem Schritt. Helmut Marx formte aus den bei Motor Süd zusammengefassten Brandenburger Jungs ein spielstarkes Team. Das sicherte sich schließlich 1965 nicht nur den Bezirksmeistertitel, sondern gewann auch acht von elf Hallenturnieren. Trotzdem reiste man letztlich als krasser Außenseiter nach Thüringen.
In der Vorrunde besiegte man Lok Schleusingen (7:0), Einheit Teterow (5:1) und Motor Jena (3:0). Im Halbfinale musste man dann etwas zittern. Denn nach einem torlosen Remis gegen die TSG Wismar – dort spielte damals Joachim Streich - zog Motor Süd durch ein Elfmeterschießen ins Finale ein. Und dort schlug man Dynamo Schwerin mit 5:0. Karl-Heinz Glaser brachte sein Team dabei bereits nach zehn Minuten durch seinen Treffer auf die Siegerstraße. Die anderen vier Treffer erzielte Gerald Schwierske, der später zum BFC Dynamo wechselte.
Wochen nach der Siegerehrung musste sich die junge Süd-Mannschaft noch einmal in Schale schmeißen. Am 5. Oktober gab es im Bootshaus in der Hammerstraße einen Empfang durch Oberbürgermeister Max Herm. Neben einem guten Essen konnten sich die Spieler auch über einen Fotoapparat mit der Widmung „Deutscher Schüler-Fußball-Meister 1965“ freuen. Am Tag darauf gab es dann noch einen Empfang im Traktorenwerk, dem Trägerbetrieb der BSG Motor Süd.
Mehrere Spieler wurden in die Bezirksauswahl berufen und Spieler wie Ullrich Ehlert, Gerald Schwierske und Karl-Heinz Glaser spielten in DDR-Auswahlmannschaften. Doch Karl-Heinz Glaser verfolgte den Weg nicht weiter. „Meine Mutter drängte damals darauf, dass ich mich auf mein Abitur konzentriere“, erinnert er sich. So wechselte er 1967 zurück zu Dynamo/Vorwärts Brandenburg. 1969 machte er sein Abitur, leistete seinen Wehrdienst und studierte in Fürstenwalde. Als Meliorations-Ingenieur arbeitete er bis zur Wende in Schmerzke und blieb auch, als aus der Firma die Brandenburger Meliorations- und Tiefbau-Gesellschaft wurde.
Dem Fußball blieb er treu. Von 1975 bis 1990 kickte er in der hiesigen Volkssportliga und er verfolgte auch die Spiele des BSC Süd 05. Wenn am 12. Juli zum 120. Geburtstag des Verein gegen Union Berlin gekickt wird, ist auch er unter den Zuschauern.