Die aus Brandenburg stammende Sängerin und Schauspielerin Anna Loos-Liefers wird zumindest vorerst keine Intendantin am hiesigen Theater. „Ich kann es mir aber zumindest vorstellen“, räumte die 54-Jährige auf mehrfache Anfrage ein. Aber natürlich erst, wenn es in Brandenburg wieder ein Sprechtheater gebe. Seit gut 25 Jahren besteht das Theater nur aus den Symphonikern, dem Puppenspiel sowie der Oper/Operette. Die Schauspielsparte wurde seinerzeit komplett gestrichen. Vorführungen werden seitdem eingekauft.
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„Wem gehört das Theater?“, unter dieser Überschrift fand am Dienstag in der „Theaterklause“ ein Diskussionsrunde statt. Während Anna Loos-Liefers angekündigt war, brachte sie als Verstärkung den Theater- und Filmregisseur Leander Haußmann mit. Der heute 66-Jährige produzierte Filme wie „Sonnenallee“, „NVA“ oder „Stasikomödie“. Beide saßen mit Moderator Benno Rougk auf der kleinen Bühne. Die etwa 100 Interessierten waren überwiegend Theatergänger oder Theater-Mitarbeiter.
Das Theater kostet derzeit jährlich etwa zehn Millionen Euro. 80 Prozent des Geldes kommt vom Land. Die Kultureinrichtung hat gut 100 Mitarbeiter, davon sind 53 Symphoniker. „Fehlt es Euch nicht, dass jeden Abend das Licht brennt“, fragte Anna Loos-Liefers provokant. Benno Rougk rechnete vor, dass die Symphoniker von August bis Oktober innerhalb von drei Monaten nur neun Auftritte hatten. Das Licht in Studiobühne und Großem Haus ist also größtenteils aus.
„Was machst Du das eigentlich?“, hat mich mein Mann gefragt, erzählte Anna Loos-Liefers. Letztlich sei es auch Dankbarkeit. Ihre ganze Familie habe ein Abo für das Sprachtheater gehabt. Und die am Theater beschäftigte bulgarische Opernsängerin Jana Michailowa habe ihr Gesangsunterricht gegeben. Somit sei hier der Grundstein für ihre Karriere gelegt worden. „Als ich vom Zustand des Theaters erfuhr, war ich geradezu geschockt“, so Loos-Liefers. „Theater ist kein Gebäude“, stellte der gebürtige Quedlinburger Leander Haußmann fest. Und ein Schauspiel-Ensemble gehöre einfach dazu.
Auch wenn sich der eine oder andere im Publikum angegriffen fühlte, war man sich letztlich einig, dass Brandenburg wieder ein Sprachtheater bekommen soll. Anna Loos-Liefers hat dazu schon Gespräche mit Kulturministerin Manja Schüle geführt. Auch Leander Haußmann versprach seine Beziehungen spielen zu lassen. Auch mit guten Schauspielern. „Die Stadtgesellschaft muss sich einig sein, dann wird man es auch durchsetzen können“, so Oberbürgermeister Steffen Scheller.
Update 18.11 Uhr: Carola Söllner, die Leiterin der Abteilung Dramaturgie/Darstellende Kunst im BT, ergänzt: "Das Brandenburger Theater besitzt zwar momentan kein festangestelltes Schauspielensemble mehr, hat aber in den letzten vier Spielzeiten 8 Eigenproduktionen im Bereich Sprechtheater herausgebracht. Die Ensembles wurden dafür aus unserem Pool an exquisiten Schauspielerinnen und Schauspielern zusammengestellt, die wir punktgenau besetzen können und die sich in der Stadtgesellschaft steigender Beliebtheit und eines hohen Wiedererkennungswertes erfreuen. Genannt seien hier nur Jacob Keller, Henry Nandzik und Elna Lindgens, die schon in zahlreichen Inszenierungen am BT auf der Bühne standen.
Das gleiche Prinzip gilt auch für das Musiktheater. Dort haben wir in den letzten 4 Spielzeiten 14 Eigenproduktionen herausgebracht. Die Sängerin Natallia Baldus wurde dieses Jahr mit dem Brandenburger Theaterpreis ausgezeichnet. Zusätzlich zu diesen Produktionen haben wir mehrere Gastspiele aus dem Theaterverbund und von anderen Häusern eingeladen, um den Spielplan möglichst vielfältig zu gestalten. "