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„Ein Stück, das Hoffnung macht“ - Das Brandenburger Theater bereitet „Die Bärenfalle“ der Kanadierin Rébecca Déraspe als Deutsche Erstaufführung vor

Theater
  • Erstellt: 17.01.2021 / 10:02 Uhr von Helga Stöhr-Strauch
Der coronale Winterschlaf findet nicht statt. Zumindest nicht im Brandenburger Theater, wo seit Mitte Dezember die Proben zu „Die Bärenfalle“ auf Hochtouren laufen. Das Stück, das in Brandenburg als Deutsche Erstaufführung zu sehen sein wird, entsteht in Kooperation mit dem Potsdamer „Poetenpack“. Regie führt die Schauspielerin, Sprecherin und Regisseurin Simone Kabst, die dem Publikum vor allem durch ihre Fernsehrollen bekannt sein dürfte. Theater ohne Publikum – wie soll das gehen? „Natürlich ist das alles entsetzlich“, sagt der Künstlerische Leiter Frank Martin Widmaier.
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„Aber es ist einfach wichtig, diese Produktion jetzt zu erstellen und jetzt auch abzuschließen, sonst sind wir nicht vorstellungsbereit für die öffentliche Premiere“. Wann die aber stattfindet, hängt von der weiteren Pandemie-Entwicklung ab, was auch dem Theatermann Widmaier große Sorgen macht. Nicht zuletzt im Hinblick auf die neue Spielzeit, die schon längst konkret geplant werden muss. „Die Bärenfalle“ jedenfalls wird hausintern und ohne Publikum am 12. Februar Premiere haben. Eventuell wird sie auch vom SKB aufgezeichnet, so dass wir die Gelegenheit haben, sie als Stream im Wohnzimmer zu erleben.

Zum Stück selbst: Als kleine Produktion und für ein kleines Theater geschrieben, wurde es 2014 im kanadischen Québec uraufgeführt. Es ist eine bitterkomische Komödie über Ängste, Hypochondrie, Beziehungslügen, aber auch über Befreiung und die Macht des Humors.

Félix, studierter Literaturwissenschaftler und selbst ernannter Psychotherapeut, schickt seine Patientin Anna ins „Schweige-Retreat“ (engl. silent retreat, eine Therapieform, um über das Schweigen zu sich selbst zu finden) und reist zeitgleich mit seiner Frau Élogie übers Wochenende in das vom Vater geerbte Wochenendhaus, um seine verkorkste Ehe wieder in Ordnung zu bringen. Während sich das Ehepaar mit Wortgefechten attackiert, die tiefe Einblicke in das von Zwängen dominierte Miteinander des Paares gewähren, taucht plötzlich Félix’ Bruder Sylvain auf. Als passionierter Jäger hat er nicht nur einen toten Hasen dabei, sondern auch noch eine Bärenfalle aufgestellt, in die Anna, die Patientin von Félix, tappt, die ihrerseits ihr Dauergeschweige nicht ausgehalten hat, in den Wald geflohen ist und bei dem Versuch, das Auto von Félix zu stehlen, dasselbe im See versenkt hat...

Eine explosive Mixtur aus zwischenmenschlichen Katastrophen also, bei der neben Lebenslügen und Betrug immer wieder auch die Themen Tod, die Angst vor dem Sterben und die Angst vor dem Leben mal komisch, mal durchaus ernst zur Sprache kommen.

Ist das die richtige Kost zu Corona-Zeiten? „ Absolut“, findet Stückdramaturg Willi Händler, „zumal man sich das Ende des Stücks vor Augen führen sollte. Es ist ein bisschen wie bei Kindern, die sich als Hexen und Schauergestalten verkleiden, nur um ihre eigene Furcht zu besiegen. Oder nehmen Sie Woody Allen. Auch in seinen Filmen und Komödien geht es um eine Beschwörung der Angst. Es werden die letzten Dinge des Lebens, aber auch die vielen menschlichen Unzulänglichkeiten und Neurosen thematisiert, um letztlich Mut zu machen für das, was das Leben eigentlich ausmacht. Insofern ist ‚Die Bärenfalle’ auch ein Stück, das Hoffnung macht.“

Bilder

Ein Foto von der Bauprobe / Quelle: Brandenburger Theater
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