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"Ein Arbeitsplatz, den man nie satt hat": Fünf Fragen an Förster Friedrich Hinz

Interview
  • Erstellt: 30.01.2021 / 08:01 Uhr von Antje Preuschoff
In der Meetingpoint-Reihe „Fünf Fragen – Fünf Antworten“ stellt sich Domstiftsforstmeister Friedrich Hinz dem Interview. Er erzählt, dass der Domstift einer der ältesten Waldbesitzer im Land ist, wieso gerade Steine das Gebiet so besonders machen  und warum sein Beruf ihn jeden Tag aufs Neue begeistert.
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1. Herr Hinz, Sie sind Förster des Domstiftsforsts. Das wird nicht allen Brandenburgern ein Begriff sein. Um was für eine Fläche handelt es sich?
Friedrich Hinz: Das Domstift Brandenburg gehört im Land Brandenburg und deutschlandweit zu den „ältesten“ Waldbesitzern. Es ist gerade einmal zwei Jahre her, dass wir in Seelensdorf und am Dom 700 Jahre Domstiftswald gefeiert haben. Die zum größten Teil zusammenhängende Waldfläche ist heute fast 2000 Hektar groß und liegt etwa 20 Kilometer nordwestlich der Stadt Brandenburg um den kleinen Waldort Seelensdorf herum. Der Seelensdorfer Wald ist ein typischer Brandenburger Kiefernwald, den viele Waldbesucher aber auf Grund seiner vielfältigen Bestandsstrukturen mit unterschiedlichen Baumarten durchaus als Mischwald sehen und sich daran erfreuen.

2. Was sind Ihre Aufgaben?
Friedrich Hinz: Der Domstiftsforstmeister hat ein wohltuend vielfältiges Aufgabenfeld in Seelensdorf, das über die eigentliche Aufgabe und Verantwortung nur für den Wald hinausgeht. Wir sind der Wirtschaftsbetrieb am Dom, insofern ist unser wirtschaftliches Ergebnis wichtig für die Gesamtbilanz des Domstifts Brandenburg. In Seelensdorf betreibt das Domstiftsforstamt ein kleines Sägewerk mit einer Zerspaneranlage. Hauptabnehmer unserer Schnittholzsortimente sind die Elektrostahlwerke in Brandenburg und Hennigsdorf, ebenfalls die Feuerverzinkerei in Kirchmöser. Die im Sägewerk anfallenden Holzhackschnitzeln sind der Brennstoff für unser Heizwerk am Dom. Alle Häuser rund um den Dom werden von dort mit Wärme versorgt.
Seit 2008 gibt es im Domstiftswald in der Nähe von Gapel an der B102 einen Waldfriedhof zur Urnenbeisetzung am Baum, der in den vergangenen Jahren großen Zuspruch von Menschen unserer Region erfahren hat.
Natürlich ist das Kerngeschäft des Forstbetriebes die nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes mit den dazugehörenden Tätigkeiten wie Aufforstung, Bestandspflege, Holznutzung und Holzverkauf. Die Organisation der Wildbejagung im Domstiftswald gehört ebenfalls zu den Aufgaben des Försters am Dom.

3. Wer Sie im Einsatz sieht, merkt, dass Sie für Ihre Arbeit brennen. Was lieben Sie an Ihrem Beruf?
Friedrich Hinz: Im Seelensdorfer Forsthaus aufgewachsen gab es für mich nie einen anderen Berufswunsch. Im Wald gibt es immer etwas zu tun, zu erleben und zu lernen. Ich bin täglich draußen im Wald, oft auch in meiner Freizeit. Der Wald ist ein Arbeitsplatz, den man eigentlich nie satt hat. Wie viele können das von ihrem Arbeitsplatz sagen!?

4. Gibt es Besonderheiten in Ihrem Wald, auf die Sie gern aufmerksam machen würden?
Friedrich Hinz: Eine Besonderheit des Domstiftswaldes sind seine Steine am Weg. Etwa 50 mit Forstortsnamen beschriftete Steine kann man rund um Seelensdorf finden. Sie erinnern an frühere forstliche Nutzungen oder besondere Ereignisse. Mit interessierten Waldbesuchern kommt man dadurch schnell ins Gespräch, weil es so manche Frage dazu gibt.
Für den Förster sind es auch besonders alte Einzelbäume, bei denen man gern einmal vorbeischaut und sich darüber freut, wenn es ihnen noch gut geht.

5. Der Klimawandel hat mittlerweile enorme Auswirkungen auf die Natur. Wie ist es um Ihren Wald bestellt?
Friedrich Hinz: Wir sind im Seelensdorfer Wald genauso betroffen, wie alle anderen Wälder auch. Ein Drittel unserer Waldfläche ist von Natur aus grundwasserbeeinflusst, das heißt die darauf stockenden, flachwurzelnden Waldbäume haben ihr Leben lang Wassermangel nie wirklich erlebt. Inzwischen ist der Grundwasserspiegel über vier Meter unter Normal gesunken. Die unzureichende Wasserversorgung führt zum Verlust der Vitalität und zu Trockenschäden. Insekten und Pilze haben mit diesen geschwächten Bäumen dann leichtes Spiel. Alte Bäume sind davon stärker betroffen als junge. Wir sind auf der Suche nach geeigneten Waldaufbauformen mit toleranten Baumarten, um diese Schäden möglichst gering zu halten. Nur ein gesunder Wald kann alle seine für uns wichtigen Funktionen erfüllen.

Mehr zum Domstiftsforstamt: [Klick].

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