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5 Fragen - 5 Antworten: Charlotte Muijs will ein Demokratiecafé in Brandenburg eröffnen!

Interview
  • Erstellt: 21.02.2021 / 10:03 Uhr von Antje Preuschoff
Charlotte Muijs, 33 Jahre, hat etwas vor. Die Philosophiestudentin möchte, wenn sie ihrer Master in der Tasche hat, ein Café in Brandenburg eröffnen. Doch nicht irgendeines, „die Öffentlichkeit“ soll ein Demokratiecafé werden. Im Interview erzählt sie, was es damit auf sich hat und wie sie schon vor der Eröffnung die Menschen und deren Meinung einbezieht.
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Meetingpoint: Frau Muijs, was genau haben Sie vor?
Charlotte Muijs: Im Kern möchte ich eine Organisation gründen, die allen Menschen politische Teilhabe ermöglichen soll. Der erste Schritt ist das Demokratiecafé. Es soll ein richtiges Café sein, in dem man ganz gemütlich Kaffee trinken und Kuchen essen kann. Darüber hinaus soll es die Möglichkeiten bieten, sich über alle Facetten von Politik und politischer Teilhabe zu informieren. Passiv, weil Flyer ausliegen, aber auch aktiv über Gespräche. Am liebsten hätte ich dazu eine Stelle für einen Berater, der bei Anliegen Einzelner, von Gruppen oder Institutionen berät. Das können konkrete Fragestellungen sein wie: „In meiner Straße funktioniert die Straßenbeleuchtung nicht. Wo kann ich mich hinwenden?“. Aber genauso auch Wissensvermittlung, wenn sie etwas Grundlegendes nicht verstanden haben, wie die Funktion des Bundesrates zum Beispiel.
Darüber hinaus würde ich gern Veranstaltungen machen – Lesungen, Workshops, Diskussionsrunden.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen?
Charlotte Muijs: Ich bin schon lange politisch interessiert, war aber lange politische unsortiert. Ich wusste zwar, dass mich vieles, etwa in der Bildungs-, Migrations- oder Sozialpolitik stört, aber ich wusste nicht, wo ich meine Rolle finden kann. Beim Studium habe ich mich in der Hochschulpolitik engagiert und irgendwann überlegt, eine Partei zu gründen, das aber verworfen. Ich habe verschiedene Aushilfsjobs gemacht und in der Gastronomie an meisten Spaß gehabt. Meine Mutter ist gelernte Köchin, ich habe früh kochen und backen gelernt.
Also dachte ich mir, warum versuche ich nicht das, was mir am Herzen liegt, also die Demokratie, mit dem zu vereinen, was mir Spaß macht?
Aus meiner Sicht ist so ein Café eine Möglichkeit, einen Schritt aus der Digitalisierung zurück zu machen, etwas aufzubauen, was in der digitalen Sphäre nicht möglich ist: Gemeinschaft. Es ist eine aktive Anstrengung, um lokal mehr Zivilgesellschaft zu erzeugen. Viele Menschen glauben nicht daran, dass ihre Stimme dazu beiträgt, dass sich etwas verändert. Das will ich verändern. Ich möchte allen zeigen, dass politisches Interesse nicht kompliziert sein muss und jeder Mensch das Recht auf eine politische Meinung hat.

Haben Sie keine Sorge, dass Sie mit dem Konzept vorrangig Menschen erreichen, die sowieso schon politisch interessiert sind?
Charlotte Muijs: Ja, das ist schwierig. Ich denke, dass ich am Anfang vor allem jüngere Menschen mit höherer Bildung erreichen werde, die sowieso offen sind. Ich hoffe aber auch, dass ich mit der Zeit Menschen aus der bürgerlichen Mitte ansprechen kann, die sich einfach mehr Gastronomie und Treffpunkte wünschen. Wenn sie sehen, es ist ein offenes Café und sich darin wohlfühlen, sind sie vielleicht irgendwann für den Rest des Angebotes offen. Weil es ganz zwanglos passiert: alles kann, nichts muss.

Haben Sie schon genaue Vorstellungen, wie das Café aussehen soll?
Charlotte Muijs: Es soll einen gemütlichen Wohnzimmercharakter haben, aber nicht mit dem Flair einer Studentenkneipe. Ich plane vorrangig vegetarische und vegane Speisen, das ist aber nicht absolut. Gerichte mit Fleisch und Fisch regionaler Anbieter sind denkbar. Insgesamt eine Auswahl von Snacks wie Suppen, Sandwiches oder Quiches. Ziel ist ein kleines, aber feines Angebot aus Frühstück, Mittag, Kaffee und Kuchen. Für jeden, der einen Becher mitbringt, will ich außerdem Tee oder Wasser gratis zur Verfügung stellen. Der Kostenfaktor ist für mich überschaubar und es nimmt für die, die sich keinen teuren Cappuccino leisten könne, eine Hemmschwelle.
Der Businessplan ist gerade bankfertig gemacht. Ich will damit unter anderem am Businessplan-Wettbewerb Berlin-Brandenburg teilnehmen.
Meine Traumöffnungszeit ist ziemlich genau in einem Jahr im Frühling 2022. Das ist natürlich von Faktoren wie dem Uniabschluss, der Startfinanzierung und auch der Pandemiesituation abhängig.

Sie haben außerdem eine Onlineumfrage zum Café gestartet. Worum geht es Ihnen dabei?
Charlotte Muijs: Erst einmal möchte ich natürlich zeigen, dass es mich mit meiner Idee gibt.Und dann möchte ich eine erste Stimmung abholen. Es sind sieben Fragen, etwa dazu, ob politisches Interesse besteht, aber auch was das Café bieten soll. Es haben schon 90 Personen daran teilgenommen. Dabei ist ein erster Trend absehbar, etwa, dass die Preise nicht so wichtig sind, sich die meisten vor allem Gemütlichkeit wünschen.

Wer Charlotte Muijs und „die Öffentlichkeit“ mit der Teilnahme an der Umfrage unterstützen möchte, findet sie hier: [Klick].

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