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Das Brandenburger Theater streamt wieder! Das Einpersonenstück „Judas“ macht den Auftakt

Theater
  • Erstellt: 01.04.2021 / 15:01 Uhr von Helga Stöhr-Strauch
Es war ein kleiner Tross, den der Künstlerische Leiter, Frank Martin Widmaier, am Mittwochabend auf dem Katharinenkirchplatz um sich versammelt hatte. Geduldig ließ sich jeder und jede in der warmen Frühlingssonne einen Corona-Nasenabstrich nehmen, um danach ins eiskalte Gotteshaus zu pilgern, das mit Graden im unteren einstelligen Bereich Künstlern wie Technikern schon einiges an Arbeitswillen abverlangte. Auch der Brandenburger Stadtkanal SKB war dabei. Ging es doch um die Aufzeichnung des Erfolgsstücks „Judas“ von Lot Vekkeman, welches das Brandenburger Theater zusammen mit anderen Produktionen als gestreamtes Osterprogramm 2021 bereithält.
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Dass die Atmosphäre hier, im stimmungsvollen Sakralbau, eine ganz andere sein würde als auf dem Marienberg, war eigentlich klar. Dort nämlich hatte Urban Luig (begleitet von der namenlosen „Figur“ Annika Finning) schon bei der Premiere im letzten Herbst das Publikum begeistert. Trotzdem war der Eindruck in der Kirche geradezu überwältigend: Das Bühnenbild, ein Scherbenhaufen aus Dingen, die das Leben der Titelfigur versinnbildlicht, lag liebevoll ausgeleuchtet direkt vor dem Altar. Alles wirkte wie hingegossen vor Gott, ausgebreitet wie zu einer Beichte über ein Leben, in dem es um Liebe und Schuld, Erlösung und Vergebung geht.

Raumgreifend dann das Spiel von Urban Luig, der das ganze Kirchenschiff in seinen ausdifferenzierten Lebensmonolog mit einbezieht. Denn egal, ob er flüstert oder sein Leid herausschreit, ob er es mit Alkohol zu betäuben versucht und danach torkelnd zur Kanzel eilt, um von dort wie ein Prediger seine Rechtfertigungen zu formulieren: Judas ist und bleibt ein Gezeichneter. Ein Mensch, der geliebt hat. Ein Mensch, der sich geirrt hat. Ein Mensch, der sich schämt und uns Zuschauer auf beängstigende Weise fragt: „Und du? Was machst eigentlich du, wenn du alles richtig machen willst? Was hast du schon alles falsch gemacht? Wieso deutest du mit dem Finger auf mich? Ich habe doch nur geliebt!“ .

Ecce Homo - So ist der Mensch! Es ist einfach faszinierend. Und es ist ein wirklich starkes Stück, das Widmaier und sein Tross mit „Judas“ erneut in der Katharinenkirche auf die Beine gestellt hat. Am heutigen Gründonnerstag wird es ab 19 Uhr (jeweils zur ungeraden Stunde), und dann am Montag, den 5. April um 18 Uhr im SKB zu sehen sein. Mit „Pimpinone“ geht es am Samstag weiter und mit „Bastien und Bastienne“ am Sonntag. Auch die Kleinen können sich freuen, wenn es den ganzen Ostersamstag „Eiersalat bei Familie Klopfer“ – Eine Puppentheateraufführung der wolfsburger figurentheater compagnie gibt. Ostern kann also kommen.

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