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Massenhaft tote Fische am Ufer vom Beetzsee

Aus der Stadt
  • Erstellt: 20.09.2023 / 16:01 Uhr von rb
Mehrere dutzend tote Fische, ganz kleine aber auch größere, wie Hecht oder sogar zwei Zander, fanden die Mitglieder des MTC, Motoryacht- und Touristikclub Brandenburg an der Havel, am Dienstag im Bereich des Ufers an ihrer Slipanlage und auch am Ufer ihrer kleinen Badestelle. Warum die toten Fische, die heute bereits teils bis auf den Grund gesunken sind, dort strandeten ist unklar. Auch im Bereich der Badestelle Massowburg wurden bereits gestern tote Fische an Teilen des Strandes gefunden, die auch heute immer noch dort schwimmen, wie bei einer Beobachtung vor Ort festzustellen war.
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„Wir wissen nicht, wie das passiert ist und es ist auch nicht das erste Mal. Nun warten wir auf die Entscheidung der Behörde, was damit passieren soll. Vorsorglich haben wir als Verein für alle erst einmal das Baden hier verboten“, sagt dazu Georg Mager, der Hafenmeister des Vereins. Die Fischkadaver locken inzwischen auch die Krähen an, die sich die toten Fische holen. Die Vereinsmitglieder haben die zuständigen Behörden über den Vorfall informiert.

An der Badestelle Massowburg wurden bereits gestern Personen beobachtet, die eine Wasserprobe genommen und Fotos von den toten Fischen gemacht haben. Ob es Beamte der Polizei waren, wie Besucher der Badestelle vor Ort mitteilten, ist nicht bestätigt. Auf Nachfrage bei der Polizei, konnte sie das nicht bestätigen. Die Besucher der Badestelle äußerten auch, dass das Wasser im Bereich des Strandes in letzter Zeit milchig gewesen sein soll.

Auf Nachfrage von Meetingpoint teilte die Pressestelle der Stadtverwaltung in Abstimmung mit der Ordnungsbehörde, der Gesundheitsbehörde, der Wasserbehörde und dem GLM folgendes mit: "Die Verwaltung ist seit dem späten Vormittag des 19.09.2023 in Kenntnis des Sachverhaltes. In der Folge wurden an verschiedenen Stellen des Beetzsees tote Fische hauptsächlich im Uferbereich festgestellt. Neben der Massowburg sind auch tote Fische im Bereich der Regattastrecke sowie am gegenüberliegenden Ufer im Bereich des WSA festgestellt worden. Hierbei handelt es sich um kleine Fische (Jungfische wie Rotfedern, Barsche und andere) und vereinzelt größere Fische (Hechte, 1 Aal und auch Brassen).

Zu den möglichen Ursachen des Fischsterbensgeht man von einem Sauerstoffmangel durch die derzeit sehr starke Algenbildung aus. Die Algen selbst verbrauchen in der Nacht Sauerstoff. Sterben die Algen wird für den Abbau der organischen Substanz durch Bakterien ebenfalls Sauerstoff verbraucht. Letztlich ist das Phänomen der vermehrten Blaualgenblüte im Spätsommer auch nicht ungewöhnlich.

In Fischerkreisen ist der Beetzsee auch für eine Faulgasbildung aufgrund von vermehrtem Zooplankton bekannt. Ein Starkregen als möglich Ursache für den Eintrag von organischem, sauerstoffverzehrendem Material war nicht zu verzeichnen. Die geringe Fließgeschwindigkeit und Tiefe sowie die hohen Temperaturen tragen in ihrem Zusammenspiel ebenfalls zum Sauerstoffmangel bei.

Ab einer Wassertemperatur von 27 Grad sinkt die Kapazität des Wassers Sauerstoff zu speichern stetig. Vor diesem Hintergrund trat "Fischsterben" auch in der Vergangenheit auf und ist mit Blick auf die Witterungsverhältnisse für die Zukunft nicht auszuschließen. Illegale Einleitungen oder Entsorgungen schließt die Verwaltung derzeit aus.

Desweiteren gibt sie Informationen zu möglichen gesundheitliche Auswirkungen. So waren bei der letzten Badegewässerkontrolle am 28.08.2023 die mikrobiologischen Grenzwerte (E. coli, Enterokokken) der Badestelle Massowburg nach den Empfehlung des Bundesumweltamtes und der Brandenburgischen Badegewässerverordnung eingehalten. Die offizielle Badesaison ist seit dem 15.09.2023 beendet.

Vor diesem Hintergrund werden durch die Gesundheitsbehörde jedoch folgende Verhaltensregeln empfohlen: das Baden zu vermeiden, wenn Sie bereits in knietiefem Wasser Ihre Füße nicht mehr sehen oder wenn Schlieren / Rahmenschichten auf dem Wasser sichtbar sind.

Man soll darauf achten, kein algenhaltiges Wasser zu schlucken. Denken Sie an Kleinkinder und Kinder, die durch ihr Spielverhalten besonders gefährdet sind. Auch sollten Kinder im Grundschulalter nicht außer Acht gelassen werden, die Wasser durch Spielen und Toben im Flachwasserbereich verschlucken können, sowie sensible Personen. Zudem sollen aus Vorsorgegründen Kleinkinder und Kinder bei einer Algenbelastung nicht mehr im Wasser baden oder am Ufersaum plantschen und spielen. Als Maßnahmen werden die Badestrände beräumt. Die Fischereiausübungsberechtigten beziehungsweise die hiesigen Fischer werden nach Möglichkeit die toten Fische auf dem Beetzsee und in den Uferbereichen beseitigen.

Mit Blick auf die Verbesserung der Wasserqualität wird darauf verwiesen, dass zum Beispiel Ende 2000 durch das EU-Parlament die sogenannte Wasserrahmenrichtlinie verabschiedet wurde, nach der die Mitgliedsländer gehalten sind durch geeignete Maßnahmen die Gewässer wieder in einen guten Zustand zu versetzen. Darauf aufbauend wurde 2012 zwischen den Wasserwirtschaftsverwaltungen der Bundesländer Berlin und Brandenburg ein gemeinsames Handlungskonzept zur Reduzierung von Nährstoffbelastungen in der Havel beschlossen. Nährstoffe- in erster Linie Nitrate und Phosphate- bilden u.a. die materielle Grundlage für mögliche Massenvermehrung für Blaualgen.

Bilder

Foto: Privat
Foto: Privat
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