Angekommen sind heute rund 4 Millionen Glasaale auf dem Hof der Fischereischutzgenossenschaft „Havel“ Brandenburg e.G., um von Fischern und Anglern in Brandenburger Gewässer ausgesetzt zu werden. Die Glasaale kommen dieses Mal von den Küsten Südfrankreichs, wo sie gefangen wurden. Dort angekommen hatten sie bereits einen Weg vom angenommenen Laichgebiet in der Sargassosee im Golf von Mexiko von rund 4.500 Kilometern hinter sich. Angekommen sind die etwa 7 Zentimeter langen Glasaale in 433 Styroporkisten mit einem Spezialkühltransporter, um verteilt und in den dafür vorgesehenen Gewässern ausgesetzt zu werden.
Anzeige
So haben die Angler des Stadtanglerverbandes Potsdam-Brandenburg Glasaale zum Beispiel auch in den Erdelöchern in Briest-Kaltenhausen oder in Klein Kreutz ausgesetzt. Während die Angler aus dem näheren Umland, wie Nauen, dem Westhavelland oder eben Brandenburg, ihre Zuteilung direkt auf dem Margarethenhof abholten, wurden für die weiter entfernten Bestimmungsorte Transporte zusammengestellt. So fuhren die Vorstandsmitglieder mit ihren Transportern bis in den Barnim, Niederbarnim oder die Zossener Region, um dann dort die Glasaale an die Angler weiter zu verteilen. Insgesamt werden heute rund 30 Kreisverbände beliefert.
Während die Styroporkisten in die Fahrzeuge für den Weitertransport verladen und dabei genau abgezählt werden, werden immer wieder einzelne Kisten für eine Kontrolle herausgenommen. Die Stichproben der Kisten führen Dr. Janek Simon und seine Mitarbeiter vom Institut für Binnenfischerei e.V. Potsdam-Sacrow durch. „Wir prüfen einmal die Menge in jeder Kiste und die Qualität der Aale. Wichtig ist aber auch die Beurteilung, ob die Aale lebendig sind, ihre Länge, das Gewicht und Kondition stimmen“, erklärt der wissenschaftliche Mitarbeiter des Instituts. So werden auch Proben mitgenommen, wo zum Beispiel in Aquarien nachverfolgt wird, ob sie überleben.
In den nächsten Wochen werden insgesamt 8 Millionen Glasaale ausgesetzt. Dafür soll demnächst auch noch einmal eine Aktion mit den Fischern stattfinden, um Glasaale auszusetzen. Im Laufe des Jahre folgen dann weitere 2 Millionen Jungaale aus einer deutschen Aalfarm, die ausgesetzt werden sollen. Die Fischereischutzgenossenschaft koordiniert das Pilotprojekt zur Wiederauffüllung des europäischen Aallaicherbestandes seit nunmehr 18 Jahren und leistet damit den wesentlichen Beitrag zur Erfüllung der Besatzziele des Aalmanagementplanes für das gesamte Elbeeinzugsgebiet. Die Wissenschaftler des Projektbegleitenden Instituts für Binnenfischerei schätzen dazu ein, dass damit in den nächsten drei Jahren die Abwanderungsziele der EU-Aal-VO erreicht werden.
Bislang wurden im Rahmen dieses Projektes 110 Millionen Aale ausgesetzt. Es wurden insgesamt 17 Millionen Euro in die Wiederauffüllung des europäischen Aalbestandes mittels Besatz investiert. Dafür kommen 80 Prozent der Besatzkosten aus EU- und Landesmitteln und 20 Prozent der Kosten, 3,4 Millionen Euro, haben Fischer und Angler aus privaten Mitteln aufgebracht. An dem Projekt beteiligen sich neben dem Landesanglerverband Brandenburg e.V. über 80 Fischereibetriebe. Ziel ist, dass mindestens 40 Prozent aller ausgesetzten Aale nach ihrem 8- bis 15-jährigen Leben im Binnenwasser die Rückwanderung in die Laichgebiete antreten und so zur Reproduktion des europäischen Aalbestandes beitragen.