Die Brandenburger Stadtwerke (StWB) hatten jetzt Besuch in ihrem Heizkraftwerk in der Upstallstraße. Gäste waren Brandenburgs Bauminister Rainer Genilke, Matthias Brauner, Leiter der Landesgeschäftsstelle Potsdam des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e.V. (BBU) und Julian Büche, Landesgruppengeschäftsführer Verband kommunaler Unternehmen e.V (VKU). Sie waren im Rahmen der diesjährigen Klimareise des Klimabündnisses Stadtentwicklung bei den StWB, um sich vor Ort über die Nutzung von Abwärme einer thermischen Abfallverwertungsanlage zur Versorgung von 12.000 Haushalten im Brandenburger Fernwärmenetz zu informieren.
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Bevor es für die Besucher in das Heizhaus zur Besichtigung ging, erläuterte Gunter Haase, technischer Geschäftsführer der Stadtwerke, das Projekt der Fernwärmeanbindung an die Müllverbrennungsanlage in Premnitz, dessen Idee dazu 2016 entstand. Drei Jahre später wurden die Planfeststellungsunterlagen und im September 2020 startete das Vergabeverfahren. Nicht ganz ein Jahr später kam der Bescheid der zuständigen Behörde zum vorzeitigen Baubeginn kurz darauf Beauftragung der Baufirmen und im Dezember 2020 war Baubeginn für die etwa 21 Kilometer lange Fernwärmetrasse, der Anfang 2023 abgeschlossen wurde. Bereits im Juli 2022 wurde außerdem mit dem Bau der Anlagentechnik im Heizkraftwerk in der Upstallstraße begonnen.
„Mit der Abwärme der Müllverbrennungsanlage in Premnitz können wir mehr als 12.000 Haushalte und Unternehmen in Brandenburg an der Havel mit sauberer Wärme versorgen. Nach der Inbetriebnahme sparen wir rund 70.000 Tonnen Kohlendioxid im Jahr, das ist pro Einwohner fast eine Tonne Kohlendioxid weniger. Das ist ein sehr großer Schritt in Richtung Wärmewende. Denn mit der Trasse erfüllt unsere Fernwärme auch die Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes“, so Gunter Haase. Er ergänzte, dass Kunden für einen Anschluss an das StWB-Netz entsprechende Förderungen erhalten können.
In Betrieb möchte man nach Aussage von Haase etwa Mitte des Jahres gehen. So sprach er von einer kalten Inbetriebnahme im Mai diesen Jahres und im Juli mit der warmen Inbetriebnahme. Allerdings gab es aus verschiedenen Gründen Verzögerungen, denn eigentlich wollte man die Anlage bereits im Dezember 2023 in Betrieb nehmen. So haben die Coronapandemie und auch die aktuelle Kriegskrise in der Ukraine für die Verzögerung gesorgt, durch die es zu Lieferproblemen vor allem in der Steuerungstechnik , bei Rohren und bei der Anlagentechnik gekommen sei.
Mit der EEW Energy from Waste GmbH Premnitz hat man inzwischen einen Vertrag über 20 Jahre mit der Option auf Verlängerung ausgehandelt. „Wir denken inzwischen auch bereits über Speichermöglichkeiten nach, um gerade in Spitzenzeiten die Versorgung garantieren zu können“, erklärte Haase. Mit der endgültigen Inbetriebnahme der Anlage sollen dann auch die drei in der Stadt verteilten Blockheizkraftwerke abgeschaltet werden.
Mit Fernwärme können auf der einen Seite sehr viele Haushalte versorgt, aber dennoch nicht alle berücksichtigt werden. So sprach Gunter Haase auch davon, das eine Versorgung damit in den Ortsteilen Plaue oder Kirchmöser nicht machbar sei. Zudem stellt die Anbindung von Objekten im Innenstadtbereich von Brandenburg die Stadtwerke eine extrem hohe Herausforderung dar. „Wir werden in den nächsten 15 bis 20 Jahren die Stadt quasi umpflügen, um die Heizungs- Stromversorgung für die Stadt zu sichern“, erläuterte er. Kurz abschweifend wandte er dabei auch seinen Blick in Richtung der Absicherung um E-Autos aufladen zu können.
„Das Land Brandenburg hat sich zum Ziel gesetzt, bis spätestens zum Jahr 2045 klimaneutral zu werden. Das ist sehr ambitioniert und kann nur erreicht werden, wenn wir unsere Städte und Gemeinden mit ins Boot holen. Wir müssen Wärme, Strom und Mobilität stärker als bisher miteinander verknüpfen und diese Sektoren auf erneuerbare Energien umstellen. Für den gelungenen energetischen Umbau von Quartieren gibt es in den Brandenburger Kommunen viele gute Beispiele, die wir zusammen mit dem BBU und dem VKU im Rahmen unseres Klimabündnisses als Ideengeber ins Land tragen wollen“, so Minister Rainer Genilke. Er nannte das Vorhaben der StWB ein Vorreiterprojekt im Land für die Transformation der Wärmeversorgung. So werde durch die Nutzung von Abwärme darüber hinaus der Stromverbrauch gesenkt, weil der Bedarf für die Rückkühlung sinkt. Genilke weiter: „Für mich ist das ein Best-Practice-Beispiel für eine klimafreundliche Versorgung.“