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12 von 16 Hundestuben dichtgemacht: Tierheim befürchtet Entzug der Betriebserlaubnis! / Update: Rathaus reagiert

Stadtgeschehen
  • Erstellt: 19.04.2024 / 09:01 Uhr von cg1
Wieviel ist das Wort von Oberbürgermeister Steffen Scheller aus der Februar-SVV wert, mit dem Tierheim eine Verständigung über eine endlich ausreichende Finanzierung zu suchen, wenn parallel dazu seine Fachverwaltung offenbar zum finalen Stoß ansetz, das Tierheim-Team heute "SOS" ruft und ankündigt: Wir stehen vor dem Aus! Grund dafür sind demnach die Ergebnisse einer gestrigen Kontrolle, in der die Amtstierärztin aus dem Rathaus die Unterbringungen in 12 von 16 Hundestuben als tierschutzwidrig einstuft. Das Team rechnet nun - wie schon in der Vergangenheit - mit der Wegnahme von Tieren und ergänzend mit der Entziehung der Betriebserlaubnis!
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In einem offenen Brief stellt der Vorstand des Tierschutzvereins an die Brandenburger und die Stadtverordneten die neuerliche Eskalation dar. Hintergrund für die Verwaltungsentscheidung ist laut TSV, dass Hundestuben nach neueren Verordnungen immer einen Fensterblick in den Außenbereich benötigen. Das sieht auch der Tierschutzverein so, braucht aber eine Übergangszeit um die neuen Vorgaben im alten Objekt umsetzen zu können.

Hier ist der Brief:
"Sehr geehrte Stadtverordnete und Pressevertreter, liebe Brandenburgerinnen und Brandenburger,

am 13. März 2024 titelte die MAZ „Tierheim-Streit in Brandenburg an der Havel: Das ist die Lösung“. Was klang, wie das glückliche Ende der Differenzen zwischen der Stadt Brandenburg an der Havel und dem Tierschutzverein Brandenburg an der Havel e.V. (TSV) als Betreiber des Tierheims in der Caasmannstraße, ist aber nur die eine Seite der Medaille.

Denn: Nicht nur die vertragliche und damit einhergehende finanzielle Neuordnung zur Unterbringung von Fund- und Verwahrtieren der Stadt Brandenburg stellt den TSV seit nunmehr über einem Jahr immer wieder vor nicht unbeträchtliche und im Ehrenamt schwierige Herausforderungen, sondern auch das Gebaren der städtischen Amtsveterinärin Tanja Wüste und ihrer Stellvertreterin Dr. Sandra Reimann. Beginnend mit dem 17. Februar 2022 – bei vorher jahrelanger bescheinigter Mängelfreiheit - wurden im Tierheim bei ausschließlich unangekündigten Kontrollen, nicht selten über mehrere Stunden hinweg, immer neue bauliche und unterbringungstechnische Mängel als vermeintlich tierschutzwidrig beanstandet. Deren Behebung indes interessierte die Amtsveterinärinnen in der Regel nur auf Nachfrage.

Am Donnerstag, 18. April 2024, haben Frau Wüste und Frau Dr. Reimann nun zum finalen Schlag gegen das Tierheim ausgeholt. In einem neunseitigen Kontrollbericht, unterzeichnet von Frau Wüste und Frau Dr. Reimann, attestieren sie neben kleineren, nicht näher definierten Mängeln, 12 von 16 Hundeunterbringungen im Innenbereich (Hundestuben) nach über dreistündiger Kontrolle, dass diese tierschutzwidrig seien und dort mit sofortiger Wirkung keine Hunde mehr untergebracht sein dürfen, „da dort keine Sicht für die Hunde nach außen möglich ist.“

Entsprechend neuerer Verordnungen ist diese Feststellung der Sicht nach außen – durch bodentiefe Fenster in jeder einzelnen Hundestube, ergänzt um einen angeschlossenen Freilauf in entsprechender Größe - durchaus richtig und auch dem Vorstand des TSV bekannt, der sich – angewiesen auf Mitgliedsbeiträge, Fördermittel und Spenden und bisher ohne jegliche finanzielle Unterstützung der Stadt Brandenburg – bemüht, auch diese Anforderungen in einem vor 30 Jahren zum Großteil im Ehrenamt errichteten Tierheim im baulichen und unterbringungstechnischen Sinne zu erfüllen. Nicht zuletzt war am 11. April 2024 Dr. Patrick Kluge, Tierarzt und Tierheimberater des Deutschen Tierschutzbundes, erneut vor Ort, um sich ein Bild zu machen und Anregungen für Optimierungen zu geben. Allerdings kann das nicht mit sofortiger Wirkung und ohne das Einräumen einer angemessenen Frist zur Mängelbeseitigung durch das Veterinäramt der Stadt Brandenburg sowie durch die finanzielle Unterstützung der Stadt geschehen. Uns sind an dieser Stelle in der Kürze der Zeit schlicht und einfach die Hände gebunden. Alternative Maßnahmen, wie das gemeinsame Zusammenlaufen von Hunden im Außenbereich, das jedem Hund – wenn charakterlich möglich - mehrfach am Tag ermöglicht wird, oder der intensive Kontakt zu Pflegern und ehrenamtlich Engagierten werden offenbar mangels Erwähnung durch das Veterinäramt nicht anerkannt.

Wir als Vorstand des TSV gehen zum jetzigen Zeitpunkt deshalb davon aus, dass „unsere“ Hunde durch Frau Dr. Reimann analog zu ihrem Vorgehen im September 2022 und vorher schon in anderen Fällen im Landkreis Potsdam Mittelmark und in der Stadt Brandenburg in den kommenden Tagen anderweitig untergebracht und schnellstmöglich ohne unsere Kenntnis unbekannt veräußert werden. Zudem ist aus unserer Sicht mit der Entziehung der Betriebserlaubnis für das Tierheim aufgrund der angeblichen Mängel zu rechnen. Im Ergebnis sind dann auch weitere vertragliche Verhandlungen mit der Stadt Brandenburg hinfällig. Dem Tierheim droht ganz konkret das Aus.

Wir, die wir angetreten sind, um unter widrigen Bedingungen das Leben der Tierheimtiere im Ehrenamt besser zu machen, und ihnen die Chance auf ein neues Leben zu geben, sind fassungslos und unmächtig ob der neuesten Entwicklungen."


Update 13.11 Uhr: Das Brandenburger Rathaus hat eine Stellungnahme veröffentlicht. Diese gibt es hier in diesem Meetingpoint-Artikel: [Klick].

Bilder

Quelle: Tierheim Brandenburg
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