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Militärische Präsenz: Logistikbataillon 172 übt im Raum Ziesar für Ernstfall

Aus der Stadt
  • Erstellt: 20.04.2024 / 18:01 Uhr von rb
In diesen Tagen ist es nicht ganz so einfach, auf das Gelände der Fiener Agrargenossenschaft Ziesar zu gelangen. Wer dorthin möchte, wird plötzlich von einem Wachposten der Bundeswehr aufgehalten und kontrolliert. Ebenso geschieht das auf dem Firmengelände der Firma Stenger in Bücknitz oder wenn man in Zitz auf das Gelände mit den großen Hallen hinter der Freiwilligen Feuerwehr möchte. Der Grund ist eine etwa zweiwöchige große Übung des Logistikbataillons 172, das in Beelitz stationiert ist. Mit etwa 600 Frauen und Männern, also fast dem kompletten Bataillon, geht die Übung rund um Ziesar noch bis Freitag.

Für die einzelnen Kompaniechefs war dabei eine der wichtigsten Aufgaben, sich eigenständig Unterkünfte und Plätze für ihre Einheit inmitten der Bevölkerung zu suchen. „Sie bekamen Räume zugewiesen, gehen in die Räume rein, schauen sie sich an und urteilen, wo sie ihren Job machen können und sprecht mit den Eigentümern. Wo kommen wir rein, wo können wir das machen? Das haben wir natürlich vorbereitet für die Übungen“, erläutert Oberstleutnant Torsten Voigt, der Kommandeur des Bataillons.

Für die Vorbereitung der Übung erhielt man Unterstützung von einer örtlichen Person aus der Nähe von Ziesar, die mit den Einwohnern und dem Bürgermeister gesprochen hatte. Diese Personen zeigten sich bereit, die Truppe gegen einen gewissen Obolus aufzunehmen. „Dann haben wir die Kompaniechefs in die Räume hier geschickt und sie haben am Ende immer mehrere Möglichkeiten gefunden. Also es gab nicht hinfahren und ich sehe direkt Ah, stimmt, das ist meine Lösung. Nein, sie mussten sich entscheiden, mussten Vorteile und Nachteile gegeneinander abwägen und dann sagen, jetzt habe ich eine Lösung gefunden, mit der ich arbeite“, so Voigt weiter.

Die Notwendigkeit solcher Übungen ergibt sich auch aus den aktuellen Veränderungen in Europa. In der Vergangenheit wurden Übungen in der Regel auf dafür vorgesehenen Geländen durchgeführt, was dem Standard entsprach. Das heißt, dass das Auftreten der Bundeswehr auf Autobahnen und Straßen in den letzten 20 Jahren zwar nicht ungewöhnlich war, da es gelegentlich vorkam, jedoch keine ständige Präsenz darstellte. „Jetzt mit der Entwicklung, wie wir sie zum Beispiel in Ukraine in den letzten Jahren gesehen haben, der Hinwendung der NATO dahin und auch wieder der Frage der Bündnisverteidigung hat natürlich auch die Bundeswehr gesagt, das müssen wir doch ernst nehmen. Wir wollen auch dort natürlich wieder in die Befähigung Landes- und Bündnisverteidigung hineinkommen“, erläutert der Kommandeur.

Der Einsatz der Bundeswehr im internationalen Krisenmanagement, wie er in den letzten 25 bis 30 Jahren in Afghanistan, Afrika oder auf dem Balkan zu beobachten war, prägte die Bundeswehr. Doch nun steht wieder die Landes- und Bündnisverteidigung verstärkt im Vordergrund. „In dem Moment, wo wir auf Übungsplätze gehen, ist das alles Klasse, aber zum einen kennen wir die irgendwie alle, weil wir da schon seit Jahren gewesen sind und zum andern ist es natürlich auch nicht die Realität, die wir nachher vorfinden werden, sondern da finden wir genau so was, einen urbanen Raum, unbekanntes Gelände von Zivilisten, von Einwohnern ganz normal genutzt und wir kommen da jetzt hin“, erklärt Voigt zur Übungslage.

Sozusagen mit Mann und Maus ist das Bataillon im Raum Ziesat vertreten. Nur wenig Personal ist noch in der Kaserne, aber auch das hat einen Hintergrund. „Ich habe versucht, so viele wie möglich mitzunehmen, damit auch möglichst jeder in seiner Rolle auf seiner Ebene seinen Job macht. Weil auch das gilt, ich muss Teams formen, ausbilden und ich muss sie dann auch zusammen üben lassen. Ich muss sie nebeneinander, miteinander üben lassen, um dann ein großes System der Logistik nachher mit diesem Bataillon aufzuspannen. Und wenn ich das nie gemacht habe, wird es nicht funktionieren. Genau das machen wir hier“, berichtet der Kommandeur.

So ist eine Instandsetzungskompanie dabei. Deren Aufgabe ist es, sogenannte Rad-KFZ, also geschützte und ungeschützte Lkw, Führungsfahrzeuge, Kräne und so weiter Instand zusetzen. "Das ist unser Auftrag. Daneben haben wir eine Nachschubkompanie, die dann Vorräte, Munition, Verpflegung, Ersatzteile vorhält. Und wir haben Transportkräfte hier, die diese Versorgungsgüter dann nach vorne fahren zu Heer, Luftwaffe oder Marine. Die Nachschubkompanie simuliert die Portionierung für Munitionstransporte. Das nah an der Realität, in dem Auflieger und Container mit entsprechend angeforderten Munitionskisten bestückt und versandfertig gemacht werden."

In den Hallen der Agrargenossenschaft in Zitz stehen die Militärfahrzeuge gleich neben den Mähdreschern, die extra zusammengerückt wurden. Hier werden tatsächliche Reparaturen oder Durchsichten gemacht und es gibt weitere Werkstätten. So werden Waffen inspiziert oder an der Nähmaschine Ersatz für die Fahrzeuge gefertigt. Es wird genauso weitergearbeitet, wie in der sicheren Kaserne, hier aber in ungewohntem Terrain und auch schon mal im Gespräch mit den Einwohnern. Übrigens: Geschlafen wird auf Feldbetten im Schlafsack, machmal im Stroh oder auch auf der Ladefläche der Fahrzeuge. Daunenbetten und Gemütlichkeit sind eher nicht zu finden.

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