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Die Meetingpoint-Reportage: Nele Yoga - "Wer‘s nicht probiert, lernt’s niemals lieben!"

Stadtgeschehen
  • Erstellt: 06.05.2024 / 19:30 Uhr von Antonia Wünschmann
Wir stehen früh auf, eilen zur Kita, Schule, Arbeit und zum nächsten Termin, trinken schnell Kaffee, reden viel, arbeiten To-Do-Listen ab und wuseln durch Supermärkte und Haushalt. Unsere Welt im 21. Jahrhundert ist schnelllebig und geprägt von Wettbewerb und Wissenschaft. Wir sind als Gesellschaft viel im Kopf unterwegs. Einige fragen sich: Wie schalte ich den Kopf mal aus? Wie kann ich mal wieder richtig fühlen und wahrnehmen, was um mich herum passiert? “Durch Yoga” sagt Nele Malpricht. Yoga ist für die Brandenburgerin nicht nur eine Form der Bewegung, sondern eine Art zu leben. “Wer's nicht probiert, lernt's niemals lieben!” so ihr Motto als ausgebildete Yoga-Lehrerin. Meetingpoint-Reporterin Antonia Wünschmann war kürzlich bei ihr im Yogakurs in der Wredow'schen Zeichenschule und erlebte etwas Unerwartetes. 
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Die Reportage:

Es ist Donnerstagabend 18 Uhr in Brandenburg an der Havel. Ich liege auf dem Sofa, schaue Netflix und schalte zusammen mit meiner Familie ab vom Alltag. Draußen sind 8 Grad und es regnet. Ich denke daran, dass ich noch zu Nele zum Yoga will. Mein innerer Schweinehund sagt kurz: “Ach nee, bleib mal auf dem Sofa, ist doch gemütlich!”. Mein höheres Selbst übertont den Schweinehund und sagt: “Komm, schwing deinen Popo zum Yoga, das wird dir gut tun und dich noch viel mehr entspannen!” Ich ziehe meine Sportleggings an und fahre mit dem Fahrrad und meiner Yoga-Matte los zur Wredow'schen Zeichenschule. Es regnet weiter.

Mittlerweile ist es 19.05 Uhr. Ich betrete die Aula im 2. Obergeschoss. Es duftet nach Räucherstäbchen. Im Raum stehen mehrere Kursteilnehmerinnen in Grüppchen und unterhalten sich bei einer heißen Tasse Tee. Drumherum funkeln verschiedene Lichter und zaubern zusammen mit entspannter Musik eine warme Stimmung. Ich nehme mir auch eine Tasse Tee und stelle mich dazu. Eine Teilnehmerin kommt in den Raum und fragt sich, wo sie ihre Yogamatte hinlegt. Daraufhin erklärt Nele, dass erstmal keiner seine Yogamatte wie sonst hinlegen braucht. Sie habe heute etwas Anderes vor. Ein Yoga der etwas anderen Art.

Um 19.15 Uhr startet Nele mit dem Yogakurs. Sie sagt: “Ihr entspannt euch und ich bin ab jetzt eure Stimme im Kopf.” Sie bittet darum, dass wir uns alle irgendwo im Raum aufstellen. Wir starten mit einer Gehmeditation. Wir gehen langsam durch den Raum und schauen dabei erstmal nur auf unsere Füße, um uns selbst wahrzunehmen. Wir achten auf unseren Atem. Wir achten auch auf die Menschen, die um uns herum laufen und darauf, dass wir sie nicht umrempeln. Yogisch zu leben heißt, achtsam durchs Leben zu gehen.

Nele bittet uns, noch langsamer zu laufen. Wir schleichen fast durch den Raum. Die Stimmung wird immer gelassener. Dann bleiben wir stehen und halten kurz inne. Als nächstes sollen wir mal rückwärts laufen, wieder ganz langsam. Jetzt fängt mein Kopf an sich auszuschalten. Ich gehe ins Fühlen, denn ich muss wahrnehmen, was hinter mir passiert. Wir bleiben wieder stehen und halten nochmal inne. Wir öffnen unsere Augen und sollen Blickkontakt suchen.

Intuitiv sollen wir schauen, zu wem wir uns hingezogen fühlen. Ich suche Blickkontakt zu einer anderen Frau schräg rechts von mir. Wir lächeln uns an. Dann eröffnet Nele: “Heute machen wir mal Paar-Yoga. Ihr macht die Yogaübungen heute zusammen mit der Person, die vor euch steht!". An dieser Stelle bin ich überrascht. Das hatte ich nicht erwartet. Ich bin kurz angespannt, denn Yoga mit einem fremden Menschen? Das habe ich noch nie gemacht und das ist außerhalb meiner Komfortzone. Diese Gedanken verfliegen, denn Nele vermittelt mit ihrer Art, dass das gut tun wird.

Meine Yoga-Partnerin und ich wissen nicht wie wir heißen, woher wir kommen oder was wir arbeiten. Wir vertrauen uns einfach und geben uns gegenseitig Kraft. Das ist die Aufgabe. Wir legen unsere Matten nebeneinander und starten mit dem Kurs. Wir fassen uns an den Händen, wir sitzen Rücken an Rücken, wir sitzen uns gegenüber und atmen zusammen. Wir bedanken uns beieinander. Weil yogisch leben auch bedeutet, dankbar durchs Leben zu gehen.

Es wird herausfordernder. Jetzt machen wir richtige Yoga-Übungen miteinander. Besonders einprägsam ist der Moment, wo ich mich in der Position des Kindes auf den Boden legen soll und meine Partnerin legt sich mit dem Rücken auf mich drauf. Ich spüre den starken Druck und die Dehnung. Umgekehrt lege ich mich auch auf ihren Rücken und sie trägt mich. Es schafft Entspannung und Vertrauen. Auch das bedeutet yogisch zu leben. Zu vertrauen.

Wir sind mittlerweile bei der letzten Übung angekommen. Der 90-minütige Yogakurs neigt sich dem Ende. Wir atmen nochmal 10 tiefe Atemzüge miteinander, bevor wir uns alle auf den Boden legen für die Abschlussrunde. Das Shavasana - die Totenhaltung. Nele öffnet das Fenster und bringt uns allen Kuscheldecken. Wir schließen die Augen und lassen alles los. Nele spielt auf einer Klangschale. Ich spüre, wie der Boden mich an sich heran zieht und mich entspannt. Ich stelle mir vor, wie jetzt all meine Gedanken vom Tag wie Regentropfen auf die Erde fallen und einsickern. Mein Kopf ist leer. Mein Körper gefüllt von Wärme und Kraft. Ich kann tief durchatmen und mich übers Leben und diese Erfahrung freuen.

Nele fragt in die Runde, wie es war und ob es allen gut geht. Die Resonanz ist positiv. Die meisten trinken noch eine Tasse Tee und reden. Gegen 20.45 Uhr brechen alle auf. Ich fahre entspannt mit dem Fahrrad nach Hause und bin noch gar nicht müde. Ich habe mehr Kraft am Abend, als ohne Yoga. Die Erfahrung mit einer fremden Frau Yoga zu machen, hat mich bereichert. Erst durch die vielen Berührungen konnte sich richtig Vertrauen in mir ausbreiten. Wir konnten uns gegenseitig Halt geben und Stress abbauen. Ich habe eine Verbindung zu dieser Frau aufgebaut, obwohl ich sie nicht kenne und auch das bedeutet yogisch leben. In Verbindung mit allem zu sein, was um einen herum ist. Ich weiß immer noch nicht, wie sie heißt. Aber wenn sie mir in der Stadt begegnet, dann werde ich sie grüßen!

Wer mehr über Nele Malprichts Yogaphilosophie erfahren will, der folgt ihr auf Instagram: [@nele.yoga]. Da sie sich aktuell in der Prüfungsphase ihrer Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin befindet, ist ihr Angebot als selbstständige Yogalehrerin etwas eingedämmt. Wenn die Prüfungen bestanden sind, wird ihr Angebot wieder ausgeweitet.
Nele Yoga ist aktuell hier zu finden:
  • Montag 9-9.15 Uhr: Meditation im 21Fitness am Gallberg 21
  • Montag 9.30 - 10.15 Uhr Yoga im 21Fitness am Gallberg 21
  • Donnerstag 19.15 - 20.30 Uhr in der Aula der Wredow'schen Zeichenschule (2.OG)
  • 108 Sonnengrüße zum Weltyogatag am 21. Juni
  • Freestyle-Skateboarding-WM vom 27. bis 30.  Juni an der Regattastrecke
  • Bergfest auf dem Marienberg vom 5. bis 7. Juli
  • 12. hEimWeRTs-Kleinkunstfestival vom 14. bis 15. September
Wer sich für Neles Yogakurse anmelden will, klickt hier: [Kurse Nele Yoga - BE YOU]. Jeden Monat denkt sie sich auch etwas Neues aus, wie zum Beispiel Techno-Yoga. Bald wird auch wieder ihr Kurs am Montagabend und der Kurs am Donnerstag um 17 Uhr im Freien auf dem Plan erscheinen.

Bilder

Nele Malpricht (c) SUNDS Media
Nele Malpricht (c) SUNDS Media
Nele Malpricht (c) Kathrin Egger (@_bykathrin)
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