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Die Geschichte des Büchertrafo Kirchmöser

Stadtgeschehen
  • Erstellt: 07.05.2024 / 18:01 Uhr von hvf
Im Jahr 1992 verkauften die Stadtwerke Brandenburg (StWB) die Trafostation in Kirchmöser-Dorf, Gränertstraße, an die Stadt Brandenburg. In den folgenden Jahren verfiel die Station zunehmend und wurde zu einem Ärgernis für die Einwohner von Kirchmöser und ihre Besucher. Im Jahr 2020 entwickelte der SPD-Ortsverein Kirchmöser/Plaue die Idee, etwas Sinnvolles mit der verfallenen Trafostation zu unternehmen. Nach mehreren Diskussionen innerhalb des Ortsvereins entstand die Idee, die Station in einen "Büchertrafo" umzuwandeln, angelehnt an das Konzept einer Bücherzelle.
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Bei einem ersten Vor-Ort-Termin am 8. Juli 2021, an dem Vertreter der GLM (Zentrales Gebäude- und Liegenschaftsmanagement) der WOBRA sowie des Ortsvereins teilnahmen, wurde die Machbarkeit eines Projekts zur Umwandlung einer alten Trafostation in einen Büchertrafo bzw. eine Bücherzelle erörtert. "Alle Beteiligten waren zuversichtlich, dass dieses Projekt gelingen kann", erklärt Ortsvorsteher Carsten Eichmüller.

Angesichts des sehr schlechten Zustands des Daches kontaktierte der Kirchmöseraner Ortsvorsteher die Stadtverwalterin Gabriele Philipp-Plagemann. Diese nahm sich der Angelegenheit an und holte Kostenvoranschläge für die Reparatur ein. Sie war es auch die empfahl, eine Projektbeschreibung für den Büchertrafo bei der Lokalen Aktionsgruppe des Landes (LAG) einzureichen und die Beantragung von Mitteln für Integrierte Ländliche Entwicklung (ILE-Mittel) vorzunehmen.

Der durchschnittliche Kostenvoranschlag für das Projekt belief sich auf etwa 15.000 Euro. Im Oktober 2021 wurde die Projektidee des Büchertrafos schließlich in Form einer Prosaskizze bei der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) eingereicht. Die offizielle Projektvorstellung fand wenig später am 3. November des selben Jahres in der Kulturscheune Wusterwitz statt, wo Carsten Eichmüller das Vorhaben einer Jury präsentierte.

"Am 8. Dezember 2021 gab es ein positives Votum für die Dachsanierung in Höhe von 15.000 Euro", erinnert sich Eichmüller.

Weiter erklärt er den Zeitstrahl: "Am 28. Juni 2022 war die Antragsstellung bei dem Landesamt durch Gabriele Philipp-Plagemann. Am 12. Juli 2022 kam die Genehmigung und der vorzeitige Maßnahmenbeginn."

Der Stein kommt weiter ins Rollen als der neu gewählte Kämmerer Thomas Barz das Projekt unterstützt. Er ist von dem Büchertrafo so überzeugt, dass er ihn als zukunftsorientiert für Kirchmöser und seine Besucher am 7 Seen-Radweg und dem Telegrafenradweg Berlin-Koblenz ansieht. Aus diesem Grund entscheidet er sich, die Rechnung für die Dachsanierung zu übernehmen.

"Am 24. November 2022 wurde der Mittelverzicht an das Land Brandenburg geschickt und das Gebäude- und Liegenschaftsmanagement (GLM) übernahm die Kosten. Der Mietvertrag wurde im Jahr 2022 mit der Stadt über die WOBRA Frau Dichte geschlossen", so Eichmüller.

Dann geht plötzlich alles Schlag auf Schlag. Die WOBRA sichert zu, eine neue Tür einzubauen, was schließlich im Februar 2023 von der Metallbaufirma Helmut Müller Brandenburg umgesetzt wird.

Im Laufe der Zeit beteiligten sich immer mehr Bürger aus Halfeti in der Türkei, sowie Einwohner von Kiehnwerder, Plaue, Brandenburg, Mahlenzien, Kirchmöser, Wusterwitz, Genthin, Braunschweig und ansässige Unternehmer an der Sanierung des Büchertrafos.

Carsten Eichmüller erinnert sich an alle Helfer: "Zwei neue Fenster wurden von Ramona Sellke gekauft und von Andreas Schlaegel und Kalle Hoffmann eingebaut.

Günter Altenkirch machte sich über die Luftzirkulation im Büchertrafo einen Kopf, dies wurde durch Detlef Richter durch eine Bohrung mit einem riesigen Bohrer umgesetzt. Ein Loch wurde mit 10 cm Durchmesser und einer Wandstärke von ca. 45 cm gebohrt."

Kalle Hoffmann baute das Lüfungsrohr mit Gitter in seiner Garage welches später gemeinsam von Sylke Nowack vom Hofcafe und Carsten Eichmüller eingebaut wurde.

"In Folge spendierte Frau Sylke Nowack Baumaterial für die Decke. Die Decke wurde durch Michael Tautenhahn und seine Männer eingebaut.

Da der Boden erheblich uneben war, hat Ralf Altenkirch Ausgleichmasse genutzt und den Boden besser begehbar zu machen."

Michael Tautenhahn leistete ebenfalls Vorarbeiten für den Bau. Bei diesen wurden die Trafoboxen bzw. Zwischenwände entfernt und die beiden großen Schächte am Boden mit Beton verschlossen. Ralf Altenkirch und Cemal Ucar übernahmen die Malerarbeiten an den Wänden, wobei die Wandfarbe von Dr. Lieselotte Martius gespendet wurde. Anschließend wurde mit Christiane Hoffmann von der Bauabteilung der Stadt besprochen, ob eine behindertengerechte Zugangsmöglichkeit zur Trafostation eingerichtet werden könnte.

Gesagt, getan. "Es wurde eine behindertenarme Zuwegung mit Geländer! Die Firma Bau Müller aus Genthin setzte die Zuwegung um", sagt der Ortsvorsteher.

Auch beim Design des Bücherregals wurde nichts den Zufall überlassen: "Beim Musikerstammtisch im Restaurant Havelhecht wurde mit Ingo Dierich gesprochen und er kam höchstpersönlich, um den Raum auszumessen und machte den Vorschlag, wie das Bücherregal aussehen könnte."
Das gelieferte Regal in U-Form mit den Maßen 3,40 x 3,40 Meter wurde dann gemeinsam mit einem Mitarbeiter von Ingo Dierich sowie Karl-Heinz Hoffmann, Dietmar Behnke von Kiehnwerder und Carsten Eichmüller aufgestellt.

Anschließend spendierte Frank Hentsch die Lasur für das große Regal welches später von Sebastian Schumann aus Kiehnwerder, Cemal Ucer und Karl-Heinz Hoffmann gestrichen.

"Danach wurde der Fußboden durch Cemal Ucer grau mit trittfester Farbe gestrichen. Ramona Sellke hatte die Idee die Eingangstür auf ihre Kosten zu gestalten zulassen. Die Umsetzung übernahmen die Fachleute Guido Raddatz und Enrico Gränzer von der Agentur Colorful.de"

In der Zwischenzeit lieferte der NABU einen Fledermauskasten und einen Nistkasten, die von Ralf Altenkirch auf der Seite des Friedhofs angebracht wurden. Der Strom für die Bauzeit wurde durch einen mobilen Stromkasten der StWB bereitgestellt. In den letzten Tagen vor der Fertigstellung wurde der Strom kostenlos von der Familie Scheike und Frau Mora Rubi aus der Nachbarschaft zur Verfügung gestellt, was die Arbeiten beschleunigte.

Der Plauer Ortsvorsteher Udo Geiseler schlug vor, die Eröffnung am 23. April diesen Jahres, dem Welttag des Buches, abzuhalten. Daraufhin wurden die Arbeiten noch einmal ordentlich beschleunigt. Ramona Sellke ordnete die vielen Bücherspenden in das große Regal ein, während die Touristeninformation die Erstausstattung der Flyer von den Veranstaltungen der Stadt Brandenburg für den Büchertrafo lieferte, der gleichzeitig als Infopunkt der Stadt und Zeitungsreserve dient.

Zu guter Letzt installierte Reiner Reinhardt eine Notbeleuchtung, um sicherzustellen, dass im Falle eines Vorfalls während der Nacht Licht vorhanden ist, auch wenn der Büchertrafo während der Nachtzeiten verschlossen gehalten wird.

"Unsere Nachbarin Frau Mora Rubi und ihr Sohn Tizian unterstützten uns während der Bauzeit und stellten die Einfahrt zur Verfügung. Beide schließen in Zukunft den Büchertrafo auf und zu", betont Ortsvorsteher Carsten Eichmüller.

Abschließend bedankt er sich bei allen Helfern und schließt wie folgt ab: "Wir hoffen auf keinen Vandalismus und Bücherklau z.B. Fachbücher für das Versilbern im Internet oder auf dem Flohmarkt. Eine Unterstützer- und Sponsorentafel, wie an der Telegrafenstation Nr. 8 auf dem Mühlenberg wird noch im Büchertrafo angebracht. Der Büchertrafo hat sehr viel Geld gekostet. Ich würde mich über eine kleine Spende freuen."

Wer das Projekt im Nachhinein unterstützen möchte kann dies mit einer Spende auf folgendes Spendenkonto tun:
Heimat- u. Telegraphenverein Kirchmöser e.V.
Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam
DE 44 1605 0000 1000 6606 87
BIG WELADED1PMB

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