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Mozart in neuem Gewand: „Bastien und Bastienne“ beim Theaterfrühstück

Theater
  • Erstellt: 05.10.2020 / 10:01 Uhr von Helga Stöhr-Strauch
Um 1768, als Wolfgang Amadeus Mozart gerade mal zwölf Jahre alt war, wurde sein einaktiges Singspiel „Bastien und Bastienne“ uraufgeführt. Der Stoff geht auf ein bekanntes Schäferstück zurück und feierte vorher große Erfolge in Paris, zumal er dort in der zu dieser Zeit sehr modernen Form der „Opéra-comique“ gezeigt wurde. So kam das Thema auch nach Wien, und Mozart machte aus ihm eine einaktige Oper, die in der Folgezeit ein wenig in Vergessenheit geriet. Beim Theaterfrühstück im Brandenburger Theater erläuterte der Künstlerische Leiter, Frank Martin Widmaier, die Hintergründe dieser „Ausgrabung“, die natürlich auch dem Primat des „Wegefindens in Coronazeiten“ Rechnung trägt.
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So ist der siebzigminütige Einakter ein Dreipersonenstück, das in einem drehbaren Bühnenbild und ohne Pause gespielt werden kann. Das sechzehnköpfige Orchesternsemble, das sich aus Mitgliedern der Brandenburger Symphoniker speist, sitzt erstmals wieder im Orchestergraben. Später soll Mozarts Stück durch Händels Einakter „Pimpinone oder Die ungleiche Heirat“ ergänzt werden, aber zu diesem Stück werden zu entsprechendem Zeitpunkt noch weitere Informationen folgen. Momentan geht es ausschließlich um Mozart, der die Irrungen und Wirrungen zweier junger Menschen beschreibt und dabei auch sein Augenmerk auf die Intrigen des vermeintlichen Paartherapeuten und „Zauberers“ Colas lenkt, der natürlich nur seine eigenen Ziele verfolgt. Es geht also um Liebe, Eifersucht, Verrat und Reue. Themen, die zum damaligen Theaterrepertoire gehörten und laut Widmaier auch dem jungen Mozart durchaus geläufig gewesen sein mussten. Allerdings zeige sich in der Komposition bereits die Handschrift des künftigen Genies.

Die gesanglichen Kostproben, mit denen am Sonntag auf die Produktion eingestimmt wurde, zeigten hingegen, dass mit Elena Bechter (als Bastienne), Kyoungloul Kim (als Bastien) und Sebastian Noack (als Colas) ganz beeindruckende Solisten auf der Bühne stehen werden. Willi Händler bearbeitete die Dialoge, befreite sie von Staub und Patina, und übersetzte sie in eine Sprache, die dem heutigen Verständnis und Empfinden entgegenkommen will. Ebenso das Bühnenbild von Johannes Fried, das einen innerstädtischen Park der Gegenwart zeigt. Folgerichtig deuten auch die Kostüme von Rebecca van de Sand in die heutige Zeit, so dass es interessant sein dürfte zu erfahren, ob und wie sich Mozarts Musik, die unter der Leitung des renommierten Cembalisten Gerd Amelung zu hören sein wird, mit den vielen aktuellen Bezügen vereinbaren lässt. Regie führt Frank Martin Widmaier.

Die Premiere findet am 16. Oktober um 19.30 Uhr im Großen Haus statt. Karten gibt es unter 03381/511 111 oder [brandenburgertheater.de]

Bilder

Foto: Helga Stöhr-Strauch
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